Trino vs. Presto: SQL-Engine für verteilte Abfragen

Einführung in Verteilte SQL-Engines

Im Zeitalter von Big Data und Cloud Computing sind leistungsfähige Datenabfragesysteme unerlässlich geworden. Zwei prominente Vertreter in diesem Bereich sind Trino und Presto – beides Open-Source-SQL-Engines für verteilte Abfragen. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Einsatzszenarien dieser beiden Technologien. Zudem beleuchten wir wichtige Aspekte der Auswahl und Integration dieser Systeme in moderne Dateninfrastrukturen.

Ursprung und Entwicklung

Presto wurde ursprünglich 2012 bei Facebook (heute Meta) entwickelt. Ziel war es, die Grenzen des zu jener Zeit verwendeten Apache Hive zu überwinden. Facebook benötigte eine Lösung, um interaktive Abfragen auf dem umfangreichen Hadoop-Datenbestand zu ermöglichen. 2013 wurde Presto als Open-Source-Projekt veröffentlicht und somit einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.

Trino hingegen entstand als Fork von Presto. Im Jahr 2019 spalteten sich die ursprünglichen Entwickler ab und gründeten PrestoSQL, das später in Trino umbenannt wurde. Seitdem hat sich Trino als eigenständiges Projekt entwickelt und baut kontinuierlich auf den Erfahrungen und Technologien seines Vorgängers auf.

Architektur und Funktionsweise

Beide Systeme basieren auf einer verteilten Architektur, die es ermöglicht, Abfragen über große Datenmengen effizient zu verarbeiten. Das Massively Parallel Processing (MPP) Design teilt Anfragen in kleinere Teilaufgaben, die parallel auf mehreren Knoten bearbeitet werden. Hierbei übernimmt ein zentraler Koordinator die Planung und Verteilung der Abfragen an die einzelnen Worker-Knoten.

Vorteile der MPP-Architektur

Die MPP-Architektur unterstützt die Verarbeitung von Petabyte-großen Datensätzen in kurzer Zeit – oftmals in Sekunden oder wenigen Minuten. Diese Architektur ist ideal für umfangreiche Datenanalysen und Echtzeit-Reporting. Das System kann horizontal skaliert werden, was bedeutet, dass zusätzliche Worker-Knoten bei steigendem Datenvolumen flexibel eingebunden werden können.

Gemeinsamkeiten von Trino und Presto

Beide Systeme weisen viele Gemeinsamkeiten auf, die sie zu bevorzugten Lösungen im Bereich der Datenanalyse machen:

  • SQL-Unterstützung: Beide Engines bieten umfassende Unterstützung für SQL, einschließlich komplexer Abfragen, Joins und Aggregationen.
  • Konnektivität: Sowohl Trino als auch Presto können mit einer Vielzahl von Datenquellen arbeiten. Hierzu gehören relationale Datenbanken, NoSQL-Systeme und Dateisysteme wie HDFS.
  • Skalierbarkeit: Horizontal skalierbar – neue Knoten können problemlos hinzugefügt werden, um die Verarbeitungskapazität zu erhöhen.
  • In-Memory-Verarbeitung: Beide Systeme nutzen diese Technik, um schnelle Abfrageergebnisse zu erzielen.
  • ANSI SQL-Kompatibilität: Dies erleichtert die Integration in bestehende Datenanalyse-Workflows.

Unterschiede und Besonderheiten

Obwohl Trino und Presto viele Gemeinsamkeiten aufweisen, gibt es verschiedene Unterschiede, die in bestimmten Einsatzszenarien ausschlaggebend sein können.

Entwicklungsgeschwindigkeit und Community

Trino wird mit einem etwa dreimal so schnellen Entwicklungstempo betreut wie Presto. Dies führt zu häufigeren Updates und dem schnelleren Einbau neuer Features. Die lebendige Open-Source-Community von Trino sorgt zudem für rasche Bugfixes und regelmäßige Verbesserungen.

Fehlertoleranz und SQL-Funktionen

Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist die fehlertolerante Ausführung bei Trino, die besonders für Batch-Verarbeitungen und ETL-Jobs von Vorteil ist. Zudem bietet Trino erweiterte SQL-Funktionen wie MERGE-Anweisungen und weitere innovative Features, die bei Presto in dieser Form fehlen.

Connector-Framework

Das Connector-Framework von Trino erweist sich als flexibler und leistungsfähiger. Dies erleichtert die Integration verschiedener Datenquellen, was besonders in heterogenen Datenlandschaften von Nutzen ist.

Einsatzszenarien und Best Practices

Die Wahl zwischen Trino und Presto hängt von spezifischen Anforderungen ab. Es gibt jedoch einige Einsatzszenarien, bei denen einer der beiden Ansätze klar den Vorteil bietet.

Trino: Die ideale Lösung für komplexe Anwendungen

Trino eignet sich besonders für Unternehmen, die eine aktiv weiterentwickelte Lösung mit häufigen Updates und einem dynamischen Funktionsumfang benötigen. Typische Anwendungsfälle umfassen:

  • Komplexe, föderierte Abfragen über mehrere Datenquellen
  • Echtzeit-Datenanalysen in Cloud-Umgebungen
  • Szenarien, in denen hohe Fehlertoleranz und erweiterte SQL-Funktionen benötigt werden
  • Organisationen mit stark diversifizierter Dateninfrastruktur

Unternehmen, die auf moderne Cloud-Technologien und hoch skalierbare Lösungen setzen, profitieren in der Regel von Trino. Erfolgreiche Implementierungen in großen Firmen wie Netflix, Airbnb oder Lyft unterstreichen dessen Leistungsfähigkeit.

Presto: Stabilität und bewährte Funktionen

Presto bleibt eine robuste und stabile Lösung für Datenanalysen. Es ist besonders vorteilhaft in Umgebungen, in denen eine bewährte und weniger häufig aktualisierte Lösung bevorzugt wird. Einsatzbereiche sind unter anderem:

  • Einfache bis mittlere gerade Anfragen auf homogen strukturierten Datenquellen
  • Unternehmen, die bereits stark in das Presto-Ökosystem investiert haben
  • Analytische Aufgaben, bei denen Geschwindigkeit nicht nur von der neuesten Funktionalität abhängt

Performance-Vergleich im Detail

Die Performance bei der Verarbeitung großer und komplexer Abfragen variiert zwischen den beiden Systemen. Hier sind einige wichtige Aspekte:

Abfrageoptimierung

Trino nutzt fortgeschrittene Optimierungstechniken, wie dynamisches Filtern und verbessertes Join-Reordering. Dies kann vor allem bei föderierten Datenabfragen einen erheblichen Leistungsvorteil bieten. Presto hingegen zeigt bei klar definierten, einfacheren Abfragen oft eine sehr gute Performance.

Komplexe Szenarien vs. einfache Abfragen

Für große, anspruchsvolle Abfragen besitzt Trino häufig die Nase vorn. Bei kleineren, einfacheren analytischen Aufgaben kann Presto in der Praxis manchmal schneller reagieren. Die Wahl des Systems sollte daher stets im Hinblick auf die spezifischen Anforderungen und die vorhandene Infrastruktur getroffen werden.

Reale Einsatzszenarien

In vielen Fällen wird nicht nur die reine Rechenleistung betrachtet, sondern auch die Integrationsmöglichkeiten in bestehende Datenlandschaften. Beide Systeme unterstützen zahlreiche Datenquellen und lassen sich in moderne Cloud-Umgebungen integrieren. Dies unterstreicht die Relevanz beider Lösungen in der aktuellen IT-Landschaft.

Integration in Moderne Cloud-Umgebungen

Die Integration von Trino und Presto in Cloud-Umgebungen wie AWS, Azure oder Google Cloud ist heutzutage eine Selbstverständlichkeit. Beide Systeme werden von großen Cloud-Anbietern unterstützt und bieten zahlreiche Vorteile:

Cloud-Infrastruktur als Basis

Die Nutzung von Cloud-Ressourcen ermöglicht es Unternehmen, flexibel auf Änderungen im Datenvolumen zu reagieren. Ressourcen können bedarfsgerecht skaliert werden, ohne dass dabei hohe Investitionskosten anfallen. Die offene Architektur beider Tools sorgt dafür, dass sie sich nahtlos in Microservices-Architekturen und Container-Infrastrukturen einfügen.

Sicherheits- und Compliance-Funktionen

Moderne Cloud-Umgebungen legen großen Wert auf Sicherheitsstandards und Compliance. Sowohl Trino als auch Presto haben bereits Funktionen implementiert, um Datenzugriffe abzusichern, und werden kontinuierlich weiterentwickelt, um zukünftigen Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden. Die Integration von Mechanismen wie Verschlüsselung und Zugangskontrollen spielt dabei eine wichtige Rolle.

Erweiterte Anwendungsfälle und Best Practices

Neben der reinen Datenabfrage gibt es erweiterte Anwendungsfälle, die den Einsatz von Trino und Presto besonders interessant machen:

Echtzeit-Analysen und Business Intelligence

Unternehmen, die auf datengetriebene Entscheidungen setzen, nutzen häufig Echtzeit-Analysen. Mit der Fähigkeit, große Datenmengen in Sekunden zu verarbeiten, unterstützen beide Systeme moderne Business-Intelligence-Lösungen. Beispielsweise können Verkaufszahlen, Kundendaten oder Produktionsdaten nahezu in Echtzeit ausgewertet werden. Dies verschafft Unternehmen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil, indem es schnelle Anpassungen und strategische Entscheidungen ermöglicht.

Machine Learning und KI-Integration

Ein weiterer Trend in der IT-Welt ist die Integration von Machine Learning und künstlicher Intelligenz in Datenanalysesysteme. Beide SQL-Engines liefern die nötigen Grundlagen, um große Datenmengen vorzubereiten und ML-Modelle zu unterstützen. Sie können als Teil eines größeren Data-Pipelines genutzt werden, in denen Analysen vor der Anwendung von KI-Algorithmen durchgeführt werden. Dies führt zu präziseren Modellen und besseren Ergebnissen.

Datenvirtualisierung und föderierte Abfragen

Die Möglichkeit, Daten aus verschiedenen Quellen zusammenzuführen, ohne diese physisch zu verschieben, ist ein weiterer großer Vorteil moderner SQL-Engines. Datenvirtualisierung hilft, Silos aufzubrechen und eine zentrale Datenansicht zu ermöglichen. Unternehmen, die in verschiedensten Systemen Daten halten, profitieren von den föderierten Abfragemöglichkeiten beider Systeme. Sie ermöglichen eine ganzheitliche Sicht auf die Datenlandschaft und erleichtern so die Entscheidungsfindung.

Regionale und Wirtschaftliche Aspekte

Viele Unternehmen in Europa setzen auf Open-Source-Lösungen wie Trino und Presto, um Kosten zu senken und gleichzeitig flexible, leistungsfähige Datenabfragen zu realisieren. Die Investitionskosten bei einer Umstellung auf herkömmliche Data-Warehouses können beträchtlich sein. Mit Trino und Presto können diese Systeme oft kosteneffizient implementiert werden, wobei Betriebskosten im Bereich weniger Tausend euros pro Jahr liegen, abhängig von der Komplexität und Skalierung der Umgebung.

In einer Wirtschaft, in der datenbasierte Entscheidungen zunehmend an Bedeutung gewinnen, ermöglichen diese Technologien Unternehmen, fundierte Entscheidungen zu treffen und schnell auf Marktveränderungen zu reagieren. Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen, von Finanzdienstleistungen über den Einzelhandel bis hin zur Fertigungsindustrie, setzen auf die Effizienz und Flexibilität dieser verteilten SQL-Engines.

Zukunftsaussichten und Weiterentwicklung

Die Zukunftsaussichten für Trino und Presto sind vielversprechend. Während beide Systeme kontinuierlich weiterentwickelt werden, scheint Trino aufgrund seiner schnellen Entwicklung und der aktiven Community einen leichten Vorsprung zu haben. Wichtige Trends, die in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen könnten, umfassen:

  • Verstärkte Integration von KI und Machine Learning in die Datenabfrage
  • Verbesserte Unterstützung für Cloud-native Architekturen
  • Erweiterte Sicherheits- und Compliance-Funktionen zur Einhaltung gesetzlicher Vorgaben
  • Optimierung für Edge Computing und IoT-Szenarien

Langfristige Perspektiven

Unternehmen, die in innovative Technologien investieren, profitieren von der langfristigen Flexibilität und Effizienzsteigerung. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der SQL-Engines sorgt dafür, dass Organisationen stets auf dem neuesten Stand der Technik bleiben können. Dies unterstützt nicht nur die operativen Abläufe, sondern verbessert auch strategische Entscheidungen auf Basis fundierter Datenanalysen.

Die Offenheit und Skalierbarkeit beider Systeme machen sie zu einem zentralen Bestandteil moderner, datengetriebener Unternehmensstrategien. Unternehmen, die frühzeitig auf diese Technologien setzen, können sich Wettbewerbsvorteile sichern und ihre Marktposition nachhaltig stärken.

Fazit

Sowohl Trino als auch Presto sind leistungsstarke und flexible Tools für die Analyse großer Datenmengen. Trino scheint mit seiner schnelleren Entwicklung, erweiterten SQL-Funktionen und flexiblen Connector-Framework die Nase vorn zu haben. Dies ist besonders relevant für Unternehmen mit komplexen, heterogenen Datenlandschaften. Presto dagegen bietet Stabilität und bewährte Funktionen und ist insbesondere für Umgebungen geeignet, in denen eine stabile, weniger häufig aktualisierte Lösung präferiert wird.

Die Entscheidung zwischen den beiden Lösungen hängt letztlich von den spezifischen Anforderungen, der bestehenden Infrastruktur und den langfristigen Datenstrategien eines Unternehmens ab. Beide Technologien ermöglichen es, schnell auf Daten zuzugreifen und fundierte, datengetriebene Entscheidungen zu treffen. Dies stellt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil in der heutigen, von Big Data und Cloud Computing geprägten Wirtschaft dar.

Unabhängig davon, welches System gewählt wird, bleibt festzuhalten: Verteilte SQL-Engines wie Trino und Presto sind der Schlüssel, um den ständig wachsenden Herausforderungen im Bereich der Datenanalyse zu begegnen. Mit ihrer Fähigkeit, enorme Datenmengen effizient zu verarbeiten, unterstützen sie Unternehmen dabei, nützliche Erkenntnisse in Echtzeit zu gewinnen und somit agiler zu werden.

Die fortschreitende Digitalisierung und der zunehmende Einsatz von Cloud-Technologien werden die Bedeutung dieser Systeme in Zukunft weiter steigern. Unternehmen sollten deshalb auch in Zukunft flexibel bleiben und regelmäßig prüfen, ob ihre Datenarchitektur den aktuellen Anforderungen entspricht. Nur so kann gewährleistet werden, dass sie den Anforderungen des Marktes und der stetig wachsenden Datenmengen gerecht werden.

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