Visual Basic und C# sind die beiden bedeutendsten Programmiersprachen innerhalb der .NET-Plattform. Sie greifen auf dieselben Frameworks zurück, unterscheiden sich jedoch in Syntax, Zielgruppe und weiterführenden Entwicklungsoptionen erheblich.
Zentrale Punkte
- Syntax: VB.NET ist lesbarer, C# ist kompakter und case-sensitiv.
- Zielgruppe: VB.NET eignet sich für Anfänger, C# für fortgeschrittene Entwickler.
- Beliebtheit: C# dominiert den Markt, während VB.NET seltener verwendet wird.
- Microsoft-Unterstützung: C# erhält regelmäßige Verbesserungen, VB.NET nur begrenzte Updates.
- Arbeitsmarkt: C#-Entwickler haben mehr Jobmöglichkeiten als VB.NET-Entwickler.
Beide Sprachen sind Teil des .NET-Ökosystems, welches auf vielen Plattformen und für unterschiedlichste Anwendungsgebiete zum Einsatz kommt. Ein Grund für die langfristige Beliebtheit beider Ansätze ist ihre gemeinsame Basis: Sie verwenden das gleiche Laufzeitsystem (Common Language Runtime). Dennoch setzen Entwickler im Alltag häufig auf C#, da diese Sprache seit Jahren im Fokus der Evolution von .NET steht. VB.NET bleibt zwar weiterhin eine Option, erhält jedoch weniger Updates und neue Sprachfeatures. Die folgenden Abschnitte beleuchten detaillierter, wieso sich diese Schwerpunkte entwickelt haben und was das für angehende und erfahrene Programmierer bedeutet.

Syntax und Struktur
Die Syntax stellt einen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Sprachen dar. Während Visual Basic.NET eine natürliche Sprache nutzt, verwendet C# eine C-ähnliche Syntax mit geschweiften Klammern. VB.NET unterstützt Keywords wie End If
, während C# Blöcke mit {}
abschließt.
Eine weitere Besonderheit in der Syntax von VB.NET sind die meist ausführlicheren Schlüsselwörter. Beispielsweise gibt es End Sub
oder End Function
statt geschweifter Klammern. Dies führt zu einer höheren Lesbarkeit für Einsteiger, gerade wenn Programmierlogik ohne großen Fokus auf syntaktische Details gelernt werden soll. C# hingegen ist kompakter und kommt mit kürzeren, prägnanteren Schlüsselwörtern aus. Für Entwickler, die bereits mit C, C++ oder Java vertraut sind, wirkt C# von Anfang an vertraut und ermöglicht einen nahtlosen Übergang.
Auch im Hinblick auf die Verwendung von Semikolons als Abschluss von Codezeilen gibt es Unterschiede. C# setzt klar auf Semikolons, um Befehle zu trennen, VB.NET hingegen trennt Anweisungen über Zeilenumbrüche und verwendet in vielen Fällen keine Semikolons. Dies kann anfangs Gewöhnungssache sein, da einige Entwickler den strukturierenden Charakter der Semikolons schätzen, während andere die natürlichere Syntax zur Zeilentrennung bevorzugen. Letztlich ist die Wahl an dieser Stelle Geschmackssache, da beide Herangehensweisen zum gleichen Ziel führen.
Im Bereich der Objektorientierung sind beide relativ gleichwertig, was die Umsetzung von Klassen, Vererbung oder Interfaces angeht. Allerdings zeigt sich, dass C# neuere Sprachfeatures wie Records, Pattern Matching und erweiterte Lambdas schneller integriert als VB.NET. Microsoft hat hier klar den Fokus auf die Weiterentwicklung von C# gelegt, während VB.NET überwiegend stabilisiert wird und nur langsame bis geringe Änderungen erfährt.
Namenskonventionen und Fallunterscheidung
Ein wesentlicher Punkt, in dem sich C# stark von VB.NET unterscheidet, ist die Case-Sensitivity: In C# wird streng zwischen Groß- und Kleinschreibung unterschieden. Variablennamen wie myVariable
und MyVariable
sind zwei unterschiedliche Bezeichner. In VB.NET hingegen gibt es keine solche Unterscheidung, was das Risiko birgt, den Überblick über verschiedene Schreibweisen zu verlieren. Allerdings empfinden manche diesen Punkt als Vorteil, da man sich nicht ständig Gedanken um die korrekte Groß- und Kleinschreibung machen muss.
Verbreitung und Zukunftsperspektiven
C# ist die dominierende .NET-Sprache, weil Microsoft sie aktiv weiterentwickelt. Neue Frameworks wie MAUI oder Blazor sind vorrangig für C# ausgelegt. VB.NET erhält weniger Neuerungen, was langfristig dessen Relevanz einschränkt.
Die .NET-Plattform hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt und ist mittlerweile in einer Version vereint, die offiziell als “.NET” (ohne den Zusatz “Core” oder “Framework”) bezeichnet wird. Dieser einheitliche Ansatz erleichtert Cross-Plattform-Entwicklungen und bringt neue Features mit sich, von denen C# am stärksten profitiert. VB.NET bleibt kompatibel, kann jedoch nicht immer alle Innovationen nutzen, da Microsoft häufig die modernsten Features in C# einbaut oder zunächst dort testet. Langfristig ist daher davon auszugehen, dass die Diskrepanz zwischen beiden Sprachen wachsen wird.
Dennoch ist VB.NET keineswegs obsolet. Viele große Unternehmen besitzen umfangreiche Bestandsprojekte in VB.NET, die weitergewartet oder sporadisch erweitert werden. Es macht folglich Sinn, dass Microsoft VB.NET keinesfalls komplett aufgibt, sondern es auf einem stabilen Stand hält. Für komplett neue Projekte und moderne Web- oder App-Lösungen wird jedoch beinahe ausnahmslos C# empfohlen. Insofern richtet sich der Fortschritt der Plattform sehr stark an C# aus, während VB.NET eher hinterherhinkt.

Historischer Rückblick
Visual Basic hat seine Wurzeln im klassischen Visual Basic 6 (VB6), welches lange vor .NET existierte. Als Microsoft .NET einführte, entstand Visual Basic.NET und löste den alten VB6-Standard zum großen Teil ab. Das Ziel war es, eine moderne, objektorientierte Variante der bekannten Visual-Basic-Sprache an die Seite der neu entwickelten C#-Sprache zu stellen. In den frühen 2000er-Jahren galten VB.NET und C# noch als nahezu gleichwertige Alternativen, beide wurden aktiv weiterentwickelt und standen gleichermaßen im Fokus.
Mit der Zeit setzte sich jedoch C# als Vorzeigesprache durch, da sie die Weiterentwicklung von C++ und Java vereinte und hierfür auch in den Lehrplänen vieler Universitäten stark vertreten war. Visual Basic.NET wurde vor allem in Microsoft-eigenen Tools stark genutzt, beispielsweise in älteren Versionen von Microsoft Office durch VBA-Makros. Je mehr sich .NET aber zu einer plattformübergreifenden Laufzeit entwickelte, desto mehr Vorteile bot die an C angelehnte Syntax von C#.
Beliebtheit bei Entwicklern
C# erfreut sich großer Beliebtheit, besonders bei professionellen Entwicklern. Es bietet eine enorme Vielfalt an modernen Funktionen und wird oft für C#-Entwicklungsumgebungen genutzt. VB.NET hingegen wird oft nur für Wartungsprojekte bestehender Anwendungen eingesetzt.
Im praktischen Alltag zeigt sich, dass die C#-Community deutlich aktiver ist. In Foren, Entwickler-Blogs und Open-Source-Projekten sind C#-Beispiele weitaus häufiger zu finden als VB.NET-Projekte. Wer also auf Tutorials, Code-Beispiele und Online-Ressourcen setzt, findet für C# eine größere Vielfalt. Auch die Dokumentation der jeweiligen Features zielt stark auf C# ab und listet für VB.NET teilweise nur knappe Code-Beispiele, wenn es überhaupt Beispiele gibt.
Die Beliebtheit von C# geht auch auf die starke Integration in Microsofts Flaggschiff-Entwicklungsumgebung Visual Studio zurück. Ob Desktop-Anwendungen (WPF, Windows Forms) oder Web-Apps (ASP.NET Core) – die meisten Vorlagen, Vorzeigeprojekte und modernen Beispiele werden mit C# angeboten. Dadurch wird der Einstieg in neue Technologien, wie etwa Cloud-native Entwicklung mit Azure, ebenfalls klar von der C#-Seite aus betrachtet. VB.NET wird zwar nicht komplett ausgeschlossen, aber eindeutig in den Hintergrund gerückt.

Community und Support
Wer eine lebendige Community sucht, ist bei C# besser aufgehoben. Zahlreiche Online-Communities sind sehr aktiv, betreuen Open-Source-Projekte und veranstalten regelmäßige Konferenzen oder Meetups. Microsoft-Fachveranstaltungen widmen sich immer wieder den neuesten Sprachfeatures von C#, während VB.NET nur am Rande erwähnt wird. Für Entwickler, die von einem schnellen Support profitieren möchten, kann dies ein entscheidender Faktor sein.
Dazu kommt, dass viele Third-Party-Bibliotheken, z.B. für maschinelles Lernen, moderne Webentwicklung oder Microservices, in C# gehalten sind. Zwar lassen sich solche Bibliotheken oft auch aus VB.NET heraus ansteuern, jedoch befinden sich Dokumentationen und Beispiele nur selten in VB.NET. In der Praxis bedeutet das für VB.NET-Entwickler einen Mehraufwand, denn sie müssen häufig den C#-Code in die VB.NET-Syntax übertragen, was nicht immer trivial ist – vor allem bei komplexen Beispielen mit neuen Sprachfeatures.
Lernkurve und Einsteigerfreundlichkeit
Für Anfänger stellt VB.NET eine leichte Einstiegsmöglichkeit dar, da es eine strukturierte und intuitive Syntax bietet. C# hingegen kann anfänglich herausfordernder sein, bringt dafür langfristig mehr Möglichkeiten für Entwickler mit sich.
Gerade Einsteiger, die noch nie programmiert haben, mögen die Klarheit von VB.NET schätzen. Das Fehlen von geschweiften Klammern oder die eher beschreibenden Methoden- und Klassenstrukturen können dabei helfen, erste Programmierkonzepte schnell zu verstehen. Ist man mit den Grundlagen vertraut, lernt man jedoch spätestens in der Berufswelt, dass C# wegen seiner starken Verbreitung punktet und mehr Perspektiven bietet.
Nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluss von Lehrmaterialien. Da C# in vielen Fachhochschulen und Universitäten gelehrt wird, finden sich dort konzentrierte Ressourcen. VB.NET erlebt man eher in speziellen Kursen oder in Firmen, die diese Sprache in ihrer legacy codebase nutzen. Auf lange Sicht kann also ein früher Umstieg auf C# vorteilhaft sein, um in einem dynamischen und international ausgerichteten Entwicklerumfeld Fuß zu fassen.

Einsatzbereiche in Enterprise-Umgebungen
In großen Unternehmen werden ältere VB.NET-Anwendungen gerne gepflegt und erweitert, sofern sie stabil laufen und eine Modernisierung des Tech-Stacks nicht zwingend erforderlich ist. Besonders bei internen Tools und kleineren Geschäftsprozessen wurde in den vergangenen Jahrzehnten oft auf Visual Basic vertraut, da die Sprache von vielen Entwicklern verstanden wurde und rasch umgesetzt werden konnte.
Jedoch zeigt sich in den letzten Jahren ein deutlicher Trend: Neue Projekte werden seltener in VB.NET entwickelt. Stattdessen wandert der Fokus der Firmen auf C#, da hier die Zukunftssicherheit gegeben ist und man leichter neue Mitarbeiter findet, die bereits C# beherrschen. In einigen Fällen werden sogar ältere VB.NET-Anwendungen in C# portiert, um langfristig von den Investitionen in moderne .NET-Technologien zu profitieren.
Arbeitsmarkt für Entwickler
Die Nachfrage ist für C#-Entwickler deutlich höher. Während VB.NET-Positionen überwiegend in der Wartung existierender Systeme zu finden sind, entstehen mit C# kontinuierlich neue Jobmöglichkeiten.
Auf klassischen Jobportalen und in LinkedIn-Stellenangeboten zeigt sich, dass die Zahl der Ausschreibungen mit Anforderung “C#” die Anzahl an VB.NET-Positionen meist um ein Vielfaches übersteigt. Damit haben C#-Entwickler eine größere Auswahl und können in sehr unterschiedlichen Branchen Fuß fassen, von der Spieleentwicklung mit Unity bis zur Entwicklung von hochskalierbaren Cloud-Lösungen.
In Konzernumgebungen findet man VB.NET-Entwickler eher in internen Abteilungen, wo ältere Software gepflegt wird. Wer also in diesem Bereich an einer sicheren Stelle interessiert ist, kann zwar auch mit VB.NET seinen Platz behaupten. Doch sobald das Bestandsprojekt abgelöst oder modernisiert wird, kommen meist C#-Basierte Redevelopments zum Einsatz. Wer langfristig flexibel und vielseitig aufgestellt sein möchte, ist daher gut beraten, sich intensiv mit C# auseinanderzusetzen.
Welche Sprache sollte man wählen?
Die Wahl zwischen VB.NET und C# hängt vom Einsatzzweck ab. Wer schnell einfache Anwendungen erstellen möchte, kann VB.NET nutzen. Für umfangreiche Softwareprojekte und moderne Entwicklungstools ist jedoch C# die bessere Wahl.
Gerade im Teamkontext lohnt sich der Blick auf die bereits vorhandenen Kompetenzen. Falls ein großer Teil des Entwicklerstabs bereits C# problemlos beherrscht, spricht viel dafür, neue Projekte in C# aufzusetzen. Umgekehrt können Unternehmen, in denen erfahrene VB.NET-Entwickler arbeiten, für einfache Tools oder kleine Erweiterungen durchaus bei VB.NET bleiben. Langfristig spielt jedoch die Skalierbarkeit, Wartbarkeit und Erweiterbarkeit von Projekten eine entscheidende Rolle. In diesen Punkten hat C# in den letzten Jahren stetig aufgeholt – und inzwischen VB.NET in nahezu jeder Hinsicht übertroffen.

Fortgeschrittene Features in C#
Wer plant, komplexe Architekturen aufzubauen oder aktuelle Softwarekonzepte zu nutzen, stößt bei C# auf zahlreiche moderne Möglichkeiten. Dazu zählen Generics, LINQ (Language Integrated Query) und asynchrone Programmierung (async/await), die zwar auch in VB.NET existieren, aber in C# oftmals früher und konsequenter weiterentwickelt wurden. Darüber hinaus erleichtern Features wie String-Interpolation, Pattern Matching und Switch Expressions die Arbeit mit Datenstrukturen. Neuere C#-Versionen implementieren zudem Record Types, die eine schnelle und sichere Möglichkeit bieten, Datenobjekte zu modellieren.
Ein weiterer Punkt ist die enge Verbindung von C# mit leistungsstarken Technologien wie Blazor, das die Erstellung interaktiver Web-Interfaces mit C# ermöglicht, oder .NET MAUI, welches die Entwicklung plattformübergreifender Desktop- und Mobile-Apps ermöglicht. Hier zeigt sich, dass VB.NET zwar grundsätzlich unterstützt wird, jedoch meist nur mit Verzögerung oder geringem Fokus. Wer daher mit den Trends im .NET-Ökosystem Schritt halten möchte, ist mit C# deutlich besser bedient.
Vergleichstabelle: VB.NET vs. C#
Kriterium | VB.NET | C# |
---|---|---|
Syntax | Lesbar, englischähnlich | Kompakter, geschweifte Klammern |
Beliebtheit | Sinkend | Weit verbreitet |
Microsoft-Unterstützung | Begrenzt | Kontinuierlich optimiert |
Typische Nutzung | Alte Systeme, Einsteiger-Projekte | Moderne Software, Webentwicklung |

Die Tabelle bietet einen kurzen Überblick über die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Sprachen. Dabei zeigt sich, dass VB.NET eher auf Tradition, Zugänglichkeit und bestehende Projekte setzt, während C# auf Weiterentwicklung, neue Technologien und moderne Anwendungsszenarien abzielt. Beide Sprachen stehen prinzipiell in Visual Studio und anderen Entwicklungsumgebungen zur Verfügung, allerdings mit unterschiedlicher Ausrichtung und Fokus.
Gerade in der Open-Source-Welt gibt es diverse Projekte, die ihre Codebasis bewusst auf C# aufbauen, um den Einsatz der neuesten Features zu gewährleisten und einen größeren Beitrag von der Community zu erhalten. VB.NET hat in diesem Bereich eine weniger ausgeprägte Präsenz, da viele Maintainer entweder direkt mit C# starten oder vorhandene VB.NET-Projekte in C# migrieren.
Migration und Koexistenz
Ein relevantes Thema ist die Migration von VB.NET zu C#. Dank der gemeinsamen .NET-Clr lassen sich Komponenten beider Sprachen in einem Projekt grundsätzlich parallel verwenden. Viele Unternehmen gehen allerdings bewusst den Schritt, vorhandene VB.NET-Anteile in C# zu übersetzen, um in Zukunft nur noch eine einzige Sprache pflegen zu müssen. Tools zur automatischen Konvertierung existieren, liefern aber häufig keinen 100% fehlerfreien Code, sodass Nachbesserungen und Tests unumgänglich sind.
Dennoch kann eine solche Migration den langwierigen Prozess der Modernisierung beschleunigen. Entwickler-Teams, die bereits C# beherrschen, können damit auf den neuesten Stand wechseln, ohne das komplette Projekt von Grund auf neu entwickeln zu müssen. Für ältere VB.NET-Kernsysteme, die mit gut dokumentiertem Code und stabilen Funktionen laufen, lohnt sich eine Migration aber nur, wenn signifikante Änderungen geplant sind oder ein großer technologischer Sprung (z.B. ins Web oder auf andere Plattformen) erfolgen soll.