L2TP vs. PPTP: Die ultimative Gegenüberstellung von VPN-Tunnelprotokollen

L2TP und PPTP zählen zu den ältesten VPN-Tunnelprotokollen. Doch bei Themen wie Sicherheit, Geschwindigkeit und Geräteeignung zeigen sich deutliche Unterschiede, die die Auswahl entscheidend beeinflussen.

Zentrale Punkte

  • Sicherheit: L2TP/IPsec bietet stärkere Verschlüsselung als PPTP
  • Leistung: PPTP ist schneller, aber weniger sicher
  • Kompatibilität: Beide funktionieren auf nahezu allen üblichen Geräten
  • Anwendungszwecke: PPTP für Streaming, L2TP/IPsec für Datenschutz
  • Firewall-Probleme: Beide Protokolle können blockiert werden

Funktionsweise beider VPN-Tunnelprotokolle

PPTP (Point-to-Point Tunneling Protocol) arbeitet mit einem GRE-basierten Tunnel und nutzt TCP-Port 1723. Es ermöglicht einfache Punkt-zu-Punkt-Verbindungen mit rudimentärer Verschlüsselung. Große Beliebtheit genießt PPTP durch seine schnelle Einrichtung und geringe CPU-Belastung. L2TP (Layer 2 Tunneling Protocol) hingegen bringt alleine keine Verschlüsselung mit. Erst in Kombination mit IPsec entsteht L2TP/IPsec – ein Protokoll, das sowohl Authentifizierung als auch 256-Bit-AES-Verschlüsselung verwendet. Aufgrund der doppelten Kapselung beeinflusst es die Verbindungsgeschwindigkeit stärker.

Stärken und Schwächen im Überblick

Die Protokolle bieten sowohl Vorteile als auch Einschränkungen – je nach Anwendungskontext und Sicherheitsbedarf.
Merkmal PPTP L2TP/IPsec
Verschlüsselung 128-Bit (maximal) AES-256 durch IPsec
Verbindungsgeschwindigkeit Schnell Langsamer durch doppelte Kapselung
Einrichtungsaufwand Sehr gering Gering bis mittel
Sicherheitsniveau Niedrig Hoch
Firewall-Durchlässigkeit Oft problematisch mit NAT Ports 500/1701/4500 können blockiert sein

Sicherheitsniveau und Datenschutz

PPTP weist erhebliche Sicherheitsmängel auf. Das auf MSCHAP-v2 basierende Authentifizierungsverfahren lässt sich vergleichsweise leicht kompromittieren. Selbst Microsoft hat vom Einsatz abgeraten, da Angreifer die 128-Bit-Verschlüsselung mit vertretbarem Aufwand entschlüsseln können. L2TP/IPsec setzt auf IPsec als Schutzschicht und verschlüsselt sämtliche Datenpakete mit dem modernen AES-Standard. IPsec bietet Authentifizierung, Integritätssicherung und paketbasierte Verschlüsselung. Es gilt heute als sicher, obwohl es Hinweise auf theoretische Hintertüren durch Geheimdienste gibt.

Performance-Vergleich in der Praxis

PPTP bietet deutlich höhere Geschwindigkeiten, da sein Verschlüsselungsmechanismus wenig Rechenleistung beansprucht. Ideal ist es für Streaming, Webanwendungen oder einfache Nutzung in stabilen Netzwerken. L2TP/IPsec hingegen priorisiert Sicherheit. Die Verbindungsgeschwindigkeit leidet unter der doppelten Kapselung und Authentifizierung. Besonders auf älteren Geräten oder mit begrenzter Rechenleistung kann das Protokoll zu Verzögerungen führen.

Firewall-Kompatibilität und Netzwerkintegration

In vielen öffentlichen und restriktiven Netzwerken zeigen sich Schwächen. Da PPTP auf dem GRE-Protokoll basiert, tun sich zahlreiche Firewalls schwer mit dessen Verwaltung. Insbesondere in LTE-Netzen, Hotspots oder VPN-Restriktionen in Firmennetzen kommt es häufig zu Blockierungen. L2TP/IPsec kommuniziert über feste UDP-Ports (500, 1701 und 4500). Diese lassen sich gezielt durch Netzwerkadministratoren blockieren. Ohne Portweiterleitung oder NAT-Traversal-Maßnahmen kann L2TP/IPsec somit schnell scheitern.

Typische Einsatzszenarien für PPTP und L2TP/IPsec

Wer eine schnelle Verbindung benötigt und Sicherheit nicht an oberster Stelle steht, wählt meist PPTP. Ich nutze dieses Protokoll beim Streaming auf älteren Geräten oder beim Zugriff auf Geo-Inhalte, bei denen keine sensiblen Daten im Spiel sind. Dagegen stelle ich für geschäftliche Verbindungen oder bei der Arbeit mit personenbezogenen Daten stets auf L2TP/IPsec um. Die AES-Verschlüsselung garantiert einen deutlich besseren Schutz.

Wer tiefer in die Einrichtung einsteigen möchte, sollte sich zudem überlegen, wie das eigene Netzwerk strukturiert ist. Manchmal liegt die Herausforderung weniger im VPN-Protokoll selbst als in den Gegebenheiten wie Firewall-Einstellungen, NAT-Konfigurationen oder LTE-Netzen mit restriktiven Ports. In Unternehmensumgebungen können Netzwerkadministratoren mithilfe von erzwungenem Tunneling sicherstellen, dass die Mitarbeiter alle Daten stets verschlüsselt übermitteln. Hier zeigt sich L2TP/IPsec als zuverlässiger Begleiter, während PPTP häufig nur noch in Ausnahmefällen verwendet wird.

Außerdem können bei PPTP-Protokollen auf älteren Routern oder älteren Betriebssystemen Implementierungsprobleme auftreten – die Firmware und Treiber werden oftmals nicht mehr aktiv gepflegt. Das bedeutet, dass PPTP zwar noch funktioniert, aber keinerlei Sicherheitsupdates mehr erfährt. Wer sich mit veralteten Geräten herumschlägt, kann sich dadurch moderneren Gefahren wie Man-in-the-Middle-Angriffen schneller ausgesetzt sehen. Gerade im öffentlichen WLAN, sei es im Café oder am Flughafen, wären solche Attacken gegen PPTP denkbar einfach umzusetzen.

Auf der anderen Seite überzeugt L2TP/IPsec durch seine breite Unterstützung in aktuellen Betriebssystemen wie Windows 10, macOS, Linux und Android. Dennoch sollten Anwender darauf achten, dass IPsec-Konfigurationen korrekt eingerichtet sind. Fehlende Zertifikate oder falsch konfigurierte NAT-Traversal-Optionen (NAT-T) können den Zugriff ungewollt erschweren. Unter iOS funktioniert L2TP/IPsec meist direkt out of the box, benötigt aber – je nach Gerätepolitik des Unternehmens – manchmal zusätzliche Einstellungen zur Geräteauthentifizierung.

Wie flexibel sind die Tunneling-Varianten?

Sowohl PPTP als auch L2TP unterstützen zwei Tunneltypen: freiwilliges und erzwungenes Tunneling. Beim freiwilligen Tunneling wird die VPN-Verbindung vom User aktiv gestartet. Diese Methode kommt oft zum Einsatz, um geografische Sperren oder Firewalls zu umgehen. Beim erzwungenen Tunneling erzwingen Netzwerkadministratoren VPN-Verbindungen für bestimmte Nutzergruppen. Beide Protokolle eignen sich dafür, sofern die Netzwerkinfrastruktur korrekt konfiguriert ist.

Ein weiterer Vorteil des erzwungenen Tunnels in vielen Firmen ist die klare Kontrollmöglichkeit. Administratoren können die Datenströme protokollieren und sicherstellen, dass die Verbindungen über vertrauenswürdige Gateways laufen. Gerade bei Homeoffice-Arbeit oder Außendienstler-Szenarien ermög­licht dies einheitliche Sicherheitsstandards. PPTP kommt an dieser Stelle immer mehr ins Hintertreffen, da es als angreifbar gilt. Während L2TP/IPsec zwar mehr Aufwand bei der Konfiguration bedeuten kann, zahlt sich die erhöhte Sicherheit meist aus.

Interessant ist zudem die Option, bestimmte Anwendungen oder Ports über den VPN-Tunnel zu leiten, während andere Verbindungen lokal verbleiben. Dieses sogenannte „Split Tunneling“ lässt sich ebenfalls bei PPTP wie auch bei L2TP/IPsec einrichten. Allerdings ist die Implementierung oftmals herstellerabhängig und kann in großen Firmennetzwerken tricky sein, da genau festgelegt werden muss, welche Pakete den VPN passieren und welche nicht.

Wer sichergehen möchte, dass alle sensiblen Daten den verschlüsselten Kanal durchlaufen, sollte hingegen auf „Full Tunneling“ setzen, bei dem der gesamte Traffic strikt über den VPN läuft. L2TP/IPsec ist in diesem Szenario die robustere Lösung. PPTP kann zwar auch Full Tunneling, bringt jedoch wieder die schon erwähnten Sicherheitsdefizite mit sich.

Neuere Alternativen im schnellen Überblick

Neben PPTP und L2TP/IPsec gibt es modernere VPN-Tunnelprotokolle, die insbesondere hinsichtlich Sicherheit und Performance besser abschneiden. Ich habe jeweils die wichtigsten Eigenschaften zusammengefasst:
  • OpenVPN: extrem sicher, flexibel konfigurierbar, läuft meist auf Port 1194 (UDP/TCP)
  • WireGuard: minimalistisch, schnell und mit aktueller Kryptografie ausgestattet
  • IKEv2: robust bei Netzwerksprüngen, ideal für mobile Geräte
  • SoftEther: unterstützt mehrere Protokolle, Umgehung von Firewalls möglich
Besonders WireGuard hat sich als zukunftsfähige Open-Source-Lösung mit einfacher Codebasis bewährt. Wer maximale Geschwindigkeit und gute Sicherheit sucht, profitiert stark davon.

OpenVPN setzt auf SSL/TLS und ist daher besonders gut in Umgebungen mit restriktiven Firewalls einsetzbar. Dort, wo klassische VPN-Ports gesperrt sind, lässt es sich auf Port 443 umbiegen, um als normaler HTTPS-Verkehr durchzugehen. WireGuard hingegen benötigt keine solch umfangreichen Anpassungen, ist allerdings noch relativ neu und erfährt stetige Weiterentwicklung. Da es auf modernen Verschlüsselungsstandards basiert, gilt es als ausgesprochen sicher.

Interessanterweise lässt sich auch IKEv2 als Alternative in Erwägung ziehen, vor allem in Mobilfunknetzen. Es kann Verbindungsabbrüche vergleichsweise schnell abfangen. Dabei hält IKEv2 die Tunnel oft stabil, selbst wenn das Gerät zwischen WLAN und LTE wechselt. Dennoch benötigt IKEv2 auf dem Server ein IPsec-basiertes Setup, was die Konfiguration teils aufwendiger gestaltet. SoftEther wiederum punktet mit Multi-Protokoll-Unterstützung und ist in der Lage, sich als SSL-Protokoll auszugeben, wodurch erweiterte Firewall-Umgehungen möglich sind.

Langfristige Entscheidungshilfe

PPTP verliert zunehmend an Bedeutung. Der technische Rückstand bei Sicherheit limitiert den praktischen Einsatz. Ich würde dieses Protokoll nur wählen, wenn wirklich keine sichere Alternative verfügbar ist. L2TP/IPsec ist vertrauter Standard, wenn Einfachheit und Schutz gefragt sind, vor allem in Geschäftsumgebungen. Doch auch hier lohnt sich ein Blick auf Alternativen wie OpenVPN oder WireGuard. Die Implementierung mag zunächst aufwendiger erscheinen, verbessert aber langfristig Datenschutz und Verbindungsstabilität.

Werfen wir noch einen Blick in die Praxis: Besonders IT-Abteilungen größerer Unternehmen setzen längst auf OpenVPN oder IKEv2, um möglichst wenige Sicherheitslücken zu bieten. Doch L2TP/IPsec wird nach wie vor gern genutzt, weil die meisten Geräte es ohne weitere Client-Installation von Haus aus unterstützen – was gerade im BYOD-Umfeld (Bring Your Own Device) eine Rolle spielt. IT-Fachleute sparen Zeit bei der Betreuung unterschiedlicher Betriebssysteme, weil der L2TP/IPsec-Client standardmäßig in Windows, macOS oder Linux mitgeliefert wird.

Im Unterschied dazu benötigt OpenVPN oft eine zusätzliche Software, die nicht jeder Anwender ohne weiteres installieren darf oder kann. Ein unternehmensinterner Sicherheitsstandard mag etwa vorschreiben, nur signierte VPN-Clients eines bestimmten Herstellers zu verwenden. Manchmal scheitert der Einsatz moderner Protokolle schlicht an starren Richtlinien. In solch einem Fall bleibt L2TP/IPsec oft die praktikabelste Lösung zwischen Benutzerfreundlichkeit und akzeptablem Sicherheitsniveau.

Dennoch rate ich dazu, auch in kleineren Firmenumgebungen oder fürs eigene Heimnetzwerk nicht zu sehr an alten Technologien festzuhalten. Wer es schafft, seine Hardware und Software regelmäßig zu aktualisieren, kann mit WireGuard oder OpenVPN erhebliche Vorteile in Bezug auf Geschwindigkeit, Sicherheit und Flexibilität erzielen. Die Code-Basis moderner VPN-Projekte ist oft deutlich übersichtlicher und damit auch sicherer zu warten. Gleichzeitig lassen sich Features wie dynamische Verschlüsselung oder effizientere NAT-Traversal-Techniken einfacher realisieren.

Ein weiterer Aspekt ist die Wartung und Zertifikatsverwaltung, gerade wenn mehrere Mitarbeiter oder Geräte angebunden sind. L2TP/IPsec arbeitet häufig mit vordefinierten Shared Secrets oder Zertifikaten, die man sicher verteilen muss. In OpenVPN-Verbindungen hingegen sind einzelne Zertifikate pro User gang und gäbe, was eine feinere Kontrolle über den Zugriff ermöglicht. Bei Missbrauch oder Ausscheiden eines Mitarbeiters lässt sich einfach das betroffene Zertifikat widerrufen, ohne die gesamte VPN-Konfiguration für alle anpassen zu müssen.

Da PPTP im Vergleich weit weniger Schutz bietet und oftmals auch eine schwach implementierte Verschlüsselung besitzt, kann ich es nicht für den professionellen Einsatz empfehlen. Es eignet sich höchstens für temporäre Anwendungen. Doch die Abwägung zwischen Machbarkeit und Sicherheit sollte heute in den meisten Fällen zugunsten von stärkeren Protokollen erfolgen. Gerade in einer Zeit, in der Datenleaks und Angriffe zunehmen, ist eine solide Kryptografie essentiell.

Letztendlich kommt es auf das Gesamtpaket an: Was können die Endgeräte, welche Bandbreite ist vorhanden, wie streng ist das Sicherheitsbedürfnis oder die Compliance-Regelung? Wer nur ein Minimum an Aufwand betreiben möchte, wird lange bei L2TP/IPsec bleiben können und fährt damit in der Regel recht sicher. Wer hingegen Performance-Steigerungen und eine moderne Architektur nutzen möchte, sollte den Schritt wagen, auf WireGuard oder OpenVPN umzusteigen. Damit lassen sich auch komplexere Szenarien wie Site-to-Site-Verbindungen, Load Balancing oder das Verstecken des VPN-Traffics (Stichwort Deep Packet Inspection) besser abdecken.

Schlussfolgerung zur Auswahl des passenden VPN-Protokolls

Wer einen sicheren VPN-Tunnel sucht, sollte PPTP künftig meiden. Die gefundenen Schwächen machen es zu einem Sicherheitsrisiko. L2TP/IPsec bietet einen soliden Mittelweg, bleibt aber technisch betrachtet teils überholt. Ich empfehle für anspruchsvollere Anwendungen den Wechsel zu WireGuard oder OpenVPN. Diese Protokolle bringen mehr Sicherheit, bessere Firewall-Durchlässigkeit und moderne Architektur mit. Für leichte Webanwendungen kann L2TP/IPsec genügen.
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