GPU Passthrough vs. vGPU: Virtualisierte Grafikkarten im Direktvergleich

Ressourcenmanagement und Monitoring

In der Praxis ist die effiziente Verteilung der GPU-Ressourcen eines der zentralen Themen, sobald man eine oder mehrere Grafikkarten in einem virtualisierten Umfeld betreibt. Während sich beim GPU Passthrough die Ressourcennutzung relativ simpel gestaltet – eine VM besitzt exklusiv sämtliche GPU-Kapazitäten – wird sie bei der vGPU-Technologie komplexer. Hier teilen sich potenziell Dutzende Benutzer oder virtuelle Desktops denselben physischen Grafikprozessor über verschiedene Profile.

Wer diese Umgebung überwachen möchte, benötigt entsprechend präzise Monitoring-Tools, die sowohl Aufschluss über GPU-Auslastung als auch über Framebuffer-Usage, Speicherzugriffe, Temperatur und Taktfrequenzen geben. Klassische Monitoring-Lösungen wie Prometheus oder vRealize setzen häufig zusätzliche Plug-ins ein, die GPU-spezifische Metriken erfassen können. Auch Nvidia stellt Monitoring-Werkzeuge wie nvidia-smi oder GPU Telemetry für vGPU bereit, die sich mit Orchestrierungslösungen integrieren lassen. Diese Transparenz ist unverzichtbar, um Engpässe frühzeitig zu erkennen und Workload-Spitzen zu glätten.

Ein entscheidender Faktor ist das richtige Sizing der VM-Profile bei der vGPU-Nutzung. Zu groß dimensionierte Profile führen zwar zu besserer Grafikleistung pro VM, limitieren aber die Gesamtanzahl möglicher Instanzen auf der GPU. Zu knappe Profile wiederum bewirken schnell Performance-Einbrüche, die sich negativ auf die Nutzererfahrung auswirken können. Hier ist eine Balance zwischen individueller Performance und maximaler Nutzerdichte gefragt, sodass das Verhältnis von Kosten zu Leistung optimal bleibt.

Integration in Container- und Cloud-Umgebungen

Gerade in modernen IT-Landschaften ist die Virtualisierung keineswegs mehr auf herkömmliche Hypervisor-basierte VMs beschränkt. Container-Technologien wie Docker oder Kubernetes gewinnen stark an Bedeutung. Hier stellt sich die Frage, ob GPU Passthrough oder vGPU sich auch in Container-Plattformen reibungslos integrieren lassen.

Grundsätzlich gilt: GPU Passthrough lässt sich für Container nur eingeschränkt einsetzen, weil das Prinzip dieselbe GPU vielen Containern nur schwer dediziert zur Verfügung stellen kann. Meist setzt man einzelne Container auf dedizierten VMs auf, die selbst GPU Passthrough nutzen. Für hochskalierte Container-Orchestrierungen, bei denen mehrere Mikrodienste auf einer Maschine agieren, ist deshalb eher eine vGPU-Strategie sinnvoll. Nvidia bietet spezielle Container-Runtime-Plug-ins (zum Beispiel nvidia-container-runtime), die es ermöglichen, GPU-Ressourcen in Container zu integrieren. Gibt es bereits eine vGPU-Infrastruktur, können mehrere Container auf geteilte GPU-Partitionen zugreifen, was für dynamische Workloads in Cloud-Umgebungen optimal ist.

Auch bei hybriden Cloud-Szenarien – etwa einer On-Premises-Installation in Kombination mit Public-Cloud-Ressourcen – spielt vGPU seine Flexibilität aus. Manche Cloud-Provider stellen GPU-Instances zur Verfügung, die sich ähnlich wie vGPU-Partitionen verhalten. Wer also eine skalierende Umgebung benötigt, kann Workloads zwischen lokaler Infrastruktur und Cloud hin- und herschieben, ohne die GPU-Aufteilung grundsätzlich ändern zu müssen. Beim Passthrough hingegen wird man häufiger an physische Grenzen gebunden, da diese Methode nur funktioniert, wenn eine entsprechende GPU tatsächlich physisch in der virtuellen Hostmaschine vorhanden ist.

Sicherheit und Isolierungsaspekte

Ein wichtiger Punkt beim Betrieb von GPU-Ressourcen in virtualisierten Umgebungen ist die Sicherheit und Isolierung einzelner Workloads. Gerade in Multi-Tenant-Architekturen, in denen verschiedene Teams oder sogar verschiedene Kunden auf derselben Hardware arbeiten, ist sichergestellte Isolation essenziell.

Beim GPU Passthrough profitiert man von der Tatsache, dass nur eine einzige VM direkt auf die GPU zugreift. Das reduziert das Risiko, dass Daten über GPUs zwischen mehreren VMs ausgetauscht werden. Gleichzeitig setzt man aber eine vollwertige GPU für eine einzelne VM ein, was bei Sicherheitsbedenken ein klarer Vorteil sein kann: Keine andere VM hat Zugriff auf diese Ressource, wodurch potenzielle Seitenkanalangriffe minimiert werden.

Bei vGPU hingegen ist die GPU virtualisiert und mehrere Instanzen teilen sich einen physikalischen Grafikprozessor. Nvidia hat in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, die Isolation in ihrer vGPU-Technologie zu verbessern. Dedizierte Speicherbereiche für jede VM, abgesicherte Endpunkte und verschlüsselte Übertragungswege zwischen Host und Gast ermöglichen ein hohes Sicherheitsniveau. Dennoch ist beim Geteilten immer eine Restunsicherheit gegeben, insbesondere wenn sensible oder kritische Daten in hochfrequenten Workloads verarbeitet werden. Die meisten Enterprise-Deployment-Szenarien akzeptieren dieses Restrisiko jedoch problemlos, solange die vGPU-Software aktuell und korrekt konfiguriert ist.

Betriebs- und Wartungsaufwand

Betrachtet man den laufenden Betrieb einer GPU-gestützten Infrastruktur, so verhält sich der administratieve Aufwand je nach Modell deutlich unterschiedlich. Bei GPU Passthrough ist die Konfiguration einmalig und relativ statisch. Man bindet die GPU an eine VM, installiert die entsprechenden Grafiktreiber und erreicht fast native Performance für eben diese Workload. Skalierung oder Neuzuweisung von GPU-Ressourcen ist jedoch mühsam. Möchte man eine andere VM nutzen, muss man die GPU-Zuordnung ändern, was oft einen Neustart oder sogar Neuaufbau der VM erfordert.

Für größere Umgebungen mit starker Fluktuation oder vielen gleichzeitigen Nutzern erweist sich vGPU oft als praktischer. Sind erstmal die nötigen Lizenzen und Profile eingerichtet, lassen sich VMs flexibel anlegen, klonen oder verschieben, ohne dass enorme Umbauten erforderlich sind. Auch Updates für Treiber oder Hypervisor-Komponenten können zentral ablaufen. Bei GPU Passthrough hingegen ist jede VM einzeln an die Hardware gekoppelt, was die Wartungsschritte vervielfachen kann.

Ein zusätzlicher Aspekt ist das Treibermanagement. Bei vGPU existieren spezielle Treiberversionen, die zwingend zum Hypervisor- oder Multiplexer-Modul passen müssen. Admins sollten stets kompatible Versionen verwenden, um Performance-Einbußen oder Inkompatibilitäten zu vermeiden. Das erfordert präzise Planung und gegebenenfalls regelmäßige Updates. Bei GPU Passthrough hängen Treiber-Updates direkter mit dem Betriebssystem der VM zusammen, wodurch das Setup an sich weniger komplex wirkt. Allerdings kann eine veraltete Treiberversion im Gastbetriebssystem auch Performancebremsen mit sich bringen oder Sicherheitslücken öffnen.

Energieeffizienz und Kühlung

Wer mit GPUs arbeitet, bewegt sich in einem Bereich hoher Energieverbräuche und entsprechendem Kühlungsbedarf. Jede GPU erzeugt Wärme und erfordert damit eine adequate Klimatisierung, und auch der Strombedarf steigt deutlich an, sobald mehrere GPUs in einem Rack-Server parallel laufen.

Der GPU Passthrough kann in manchen Fällen dabei helfen, die Auslastung einer Karte möglichst hochzuhalten, wenn man eine einzige ressourcenintensive VM betreibt. In diesem Fall wird die GPU voll ausgeschöpft, jedoch ist im Umkehrschluss dadurch keinen Raum mehr für weitere Workloads auf derselben Karte. Die Energieeffizienz steigt, sofern das System stabil ausgelastet wird.

Die vGPU-Technologie kann effizient sein, wenn viele Workloads zusammenfinden, die nicht alle gleichzeitig Spitzenlast erzeugen. Dann wird die GPU-Auslastung gesamthaft geglättet und teure Hardware wird seltener im Idle-Modus gehalten. Voraussetzung ist, dass die Workloads nicht zeitgleich massive Rechenleistung beanspruchen. Ein Data-Science-Team, das tagsüber Modelle trainiert, während parallel Entwickler vielleicht nur leichte IDE-Grafiklast erzeugen, kann mit vGPU effizienter umgehen als eine einzelne dedizierte Zusammenschaltung. Daher lohnt es sich, das exakte Nutzungsverhalten genauer zu analysieren.

Best Practices bei der Planung

Bei der Konzeption einer GPU-virtualisierten Umgebung spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zunächst sollte man genau analysieren, welche Workloads priorisiert werden. Ein Unternehmen, das regelmäßig große Machine-Learning-Modelle trainiert, profitiert tendenziell von GPU Passthrough, wenn die Trainingsjobs eine GPU dauerhaft auslasten. Gibt es aber projektbasierte Phasen, in denen mehrere Teams mit moderater GPU-Auslastung arbeiten, ist vGPU im Vorteil, weil sich mehrere Workloads an einer GPU entzerren lassen.

Wer in einer Forschungsinstitution arbeitet und monatlich neue Studierende oder Praktikanten onboardet, kann dank vGPU dynamisch neue VMs ausrollen, ohne längst verplante GPU-Karten neu verkabeln zu müssen. IT-Administratoren sparen sich so Zeit und repetitive Konfigurationsaufwände.

Eine weitere Empfehlung ist, rechtzeitig das Lizenzmodell zu prüfen und in die Gesamtkostenrechnung aufzunehmen. Eine Nvidia-vGPU-Lizenz kann pro Benutzer oder pro VM einiges an Mehrkosten verursachen. Für einige Projekte lohnt sich aber möglicherweise der flexible Ansatz, weil weniger Hardware angeschafft werden muss. Alternativ kann es in rechenintensiven Projekten rentabler sein, gleich mehrere GPUs pro Server zu verbauen und GPU Passthrough zu nutzen, um alle Workloads maximal performant auszuführen. Auch lässt sich so vermeiden, dass man teure vGPU-Lizenzen kauft, wenn nur zwei oder drei VMs mit GPU-Anforderungen existieren.

Herausforderungen bei der Fehlersuche

Ganz ohne Herausforderungen ist das Zusammenspiel zwischen Host, Hypervisor, Gastbetriebssystem und GPU-Treiber nie. Insbesondere vGPU bringt einige potenzielle Fehlerquellen mit sich, da hier die Virtualisierungsschicht an zwei Stellen wirksam ist: einmal im Hypervisor und einmal im vGPU-Treiberstapel. Bei Problemen mit Grafikfehlern, Performanceeinbrüchen oder Abstürzen ist die Fehlersuche entsprechend umfangreich.

Bei GPU Passthrough lassen sich Fehler oft schneller Diagnose-Tools zuordnen, weil man nur das Hostsystem, gegebenenfalls BIOS-Einstellungen und die VM selbst untersuchen muss. Dennoch sind auch hier BIOS- oder Kernel-Parameter relevant, um den GPU-Passthrough reibungslos zu gewährleisten. Ein Beispiel sind Einstellungen wie “VFIO passthrough” oder IOMMU-Optionen, die in der Hardware-Firmware aktiviert sein müssen.

In jedem Fall empfiehlt sich eine strukturierte Problemanalyse. Dazu gehören Logs aus dem Hypervisor, GPU-spezifische Diagnosedaten (mittels nvidia-smi oder GPU-spezifischer Plugins) sowie Betriebssystem-Logs der VMs. Gerade bei vGPU gilt es auch, eventuelle Limitierungen im Lizenzumfang zu berücksichtigen. Ein abgelaufenes oder nicht geladenes vGPU-Lizenzfile kann schnell zu eingeschränkter Performance führen.

Ausblick: Dynamische Lastverteilung und Spezialanwendungen

Zukünftige Entwicklungen gehen in Richtung einer immer flexibleren Zuteilung von GPU-Ressourcen. Nvidia arbeitet kontinuierlich an sogenannten “MIG” (Multi-Instance GPU)-Funktionen bei aktuellen Karten, was die Möglichkeiten teils überschneidend zu vGPU erweitert. Ziel ist, die GPU-Kapazitäten noch feiner zu segmentieren, ohne dabei signifikante Leistungseinbußen zu riskieren.

Besonders im HPC-Bereich (High Performance Computing) könnten sich künftige Technologien durchsetzen, die eine dynamische Schaltung zwischen GPU Passthrough und vGPU erlauben. So könnten Leistungsintensive Workloads zeitweise die GPU exklusiv erhalten, während weniger anspruchsvolle User-Applikationen in ruhigen Phasen dieselbe Karte unter vGPU gemeinsam beanspruchen. Diese „On-Demand“-Paradigmen befinden sich noch in frühen Entwicklungsstadien, versprechen aber langfristig eine sehr hohe Auslastungsquote.

Spannend bleibt ebenso das Thema der automatischen Lastverteilung über mehrere Server. KI-Systeme, die Workloads wie Bildverarbeitung, Data Mining oder neuronale Netze permanent überwachen, könnten GPU-Zuteilungen dynamisch anpassen. So würde eine Inferenz-Aufgabe, die nur moderate Rechenleistung erfordert, unter vGPU laufen, während gleichzeitig ein großes Training für wenige Stunden PCI-Passthrough-Zugriff auf eine oder mehrere GPUs bündelt. Damit entstünden flexible, hochgradig optimierte Rechenzentren, die weniger Energie verbrauchen und dennoch maximale Performance bieten.

Abschließende Einschätzung: GPU Passthrough oder lieber vGPU?

GPU Passthrough und vGPU bilden keineswegs unvereinbare Pole, sondern adressieren unterschiedliche Anforderungen in virtualisierten GPU-Umgebungen. Wer eine einzelne VM oder wenige VMs hat, die absolute Spitzenleistung benötigen – beispielsweise für komplexe Deep-Learning-Trainings, wissenschaftliche Simulationen oder ultrahochauflösendes 3D-Rendering – wird GPU Passthrough schätzen. Hier überwiegen die Vorteile einer nahezu nativen Leistung deutlich, und die Einschränkungen in Flexibilität treten in den Hintergrund, solange die Workloads stationär auf derselben Hardware verbleiben können.

Wer hingegen eine Vielzahl an Nutzern verwalten und sicherstellen muss, dass jederzeit eine ausreichende Grafikperformance für mehrere parallele Instanzen verfügbar ist, der kommt an vGPU nur schwer vorbei. Die geteilte Nutzung bietet nicht nur Kostenvorteile gegenüber dem Kauf zahlreicher physischer GPUs, sondern auch einen deutlich geringeren Verwaltungsaufwand bei gleichzeitiger Flexibilität. Zwar sind Lizenzmodelle und der notwendige Konfigurationsaufwand höher, langfristig profitieren aber vielschichtige Umgebungen davon.

Die vorgestellten Technologien sind längst ausgereift und werden beständig weiterentwickelt, sodass ein Blick auf neue vGPU-Versionen oder auf hybride Ansätze lohnt. Je nach Projekt lassen sich Kauf- oder Migrationsentscheidungen so optimal gestalten. Gerade in Zeiten, in denen Rechenzentren komplexer und KI-Anwendungen anspruchsvoller werden, sollte stets geprüft werden, inwieweit sich GPU Passthrough und vGPU ergänzen, statt in Konkurrenz zu treten. Für manche Aufgaben spielt die einzelne Hochleistungsstrecke die entscheidende Rolle – für andere ist eine geteilte Lösung weit geeigneter. Letztlich gewinnt, wer beides flexibel einsetzt.

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