Burp Suite und OWASP ZAP zählen zu den bekanntesten Tools zur Überprüfung von Sicherheitslücken in Webanwendungen. Während Burp Suite kommerziell vermarktet wird und sich an Profis richtet, punktet OWASP ZAP durch seine offene Lizenz und Einstiegsfreundlichkeit – beide eignen sich jedoch für unterschiedliche Anforderungen.
Zentrale Punkte
- Burp Suite besitzt eine leistungsstarke Scanning-Engine mit kontextsensitiven Analysen.
- OWASP ZAP überzeugt durch Zero-Kosten und Community-gestützte Erweiterungen.
- Automatisierung ist bei ZAP CI/CD-freundlicher und flexibel durch Skripting.
- Benutzerfreundlichkeit spricht bei ZAP Einsteiger an, Burp dagegen Profis.
- Kostenstruktur differenziert die Tools stark: kostenlos vs. lizenzpflichtig.

Historische Entwicklung und Hintergründe
Bevor man sich für ein Security-Tool entscheidet, ist es hilfreich, sich die Hintergründe und Evolution beider Lösungen anzuschauen. Burp Suite wurde erstmals von PortSwigger als kommerzielles Produkt auf den Markt gebracht und hat sich im Laufe der Zeit zu einem Standardwerkzeug für Penetration Tester entwickelt. Der fortlaufende Fokus auf professionelle Sicherheitsanalysen und kommerzielle Unterstützung hat zahlreiche Unternehmen überzeugt, in eine Lizenz zu investieren.
OWASP ZAP (Zed Attack Proxy) hingegen hat seine Wurzeln im Open-Source-Umfeld. Projektinitiatoren und eine stetig wachsende Community haben von Anfang an das Ziel verfolgt, ein freies Werkzeug für Entwickler und Sicherheitsanalysten bereitzustellen. Der Community-Charakter garantiert schnelle Weiterentwicklungen und ein breites Spektrum an Ideen für neue Features – getrieben von Freiwilligen, die selbst aktiv im Security-Bereich tätig sind.
Diese unterschiedlichen Ursprünge erklären, weshalb sich Burp und ZAP zunächst eher in anderen Zielgruppen und Preisstrukturen etabliert haben. Nicht zuletzt wegen des starken OWASP-Labels genießt ZAP besonders unter Software-Entwicklern ein hohes Ansehen. Burp Suite punktet unter klassischen Pentest-Firmen, wie man sie aus dem professionellen Beratungsgeschäft kennt.
Funktionen im Vergleich: Manuell trifft auf Automatisiert
Die Burp Suite legt ihren Fokus stark auf den manuellen Sicherheitstest, bietet aber auch automatisierte Komponenten – insbesondere in der kostenpflichtigen Professional-Version. Funktionen wie der Intruder, Repeater und Scanner ermöglichen gezielte Analysen. Die Community-Edition ist funktional eingeschränkt, aber besonders für Lernzwecke solide geeignet.
OWASP ZAP hingegen bietet von Haus aus sowohl passive als auch aktive Scans, lässt sich skripten und automatisieren. Besonders für DevSecOps-Prozesse eignet es sich gut, da es Continuous Integration Pipelines unterstützt – ohne Extrakosten. Viele Entwickler integrieren ZAP direkt über REST-API oder CLI in automatisierte Tests.
Gerade im Unternehmenskontext, in dem Entwicklungsteams möglichst früh in der Pipeline auf Schwachstellen testen sollten, bietet ZAP eine unkomplizierte Anbindung. Burp Suite hingegen macht beim manuellen Testen oft mehr Freude, weil Profis durch die Tiefe des Tools sehr präzise eigene Angriffe simulieren können. Die Kombination beider Ansätze – Automatisierung plus gezielte, manuelle Nachjustierung – stellt eine Best Practice dar.
Benutzeroberfläche und Einstiegshürden
Die Benutzerführung unterscheidet sich deutlich. Wer schon länger im Test-Bereich aktiv ist, wird sich in der sehr technischen Oberfläche der Burp Suite wohlfühlen. Neueinsteiger müssen sich intensiver einarbeiten – was dank umfassender Dokumentation gelingt. Fortgeschrittene Nutzer profitieren von der Tiefe der Möglichkeiten.
Im Vergleich spricht OWASP ZAP durch seine visuell übersichtliche Oberfläche viele neue Sicherheitsanalysten an. Die Scan-Konfiguration läuft vereinfacht ab, viele Prozesse sind selbsterklärend. Durch Plugin-Erweiterung lassen sich trotzdem fortschrittliche Funktionen nachrüsten.
Für Einsteiger stellt ZAP damit oft den einfacheren Start dar, insbesondere wenn in kurzen Sprints oder kleineren Projekten nur schnelle Sicherheitstests durchgeführt werden sollen. In gewachsenen Organisationen, die bereits viel Erfahrung mit Pentests haben, kann der Umstieg auf Burp Suite jedoch sinnvoll sein. Hier wirkt die komplexere Oberfläche nicht mehr abschreckend, sondern bietet den ersehnten Tiefgang.

Scantiefe und Fehlerquote: Wer erkennt mehr?
Wenn es um die Gründlichkeit der Analyse geht, liegt Burp Suite unter Profis oft vorne. Der Scanner berücksichtigt den Kontext von HTTP-Anfragen und kann dadurch false positives verringern. In der Professional-Version lassen sich individuelle Scan-Policies definieren.
ZAP liefert ebenfalls hochwertige Resultate, wenn auch mit etwas höherer Wahrscheinlichkeit für Fehlalarme – vor allem bei aktiven Scans. Zusatzmodule erhöhen die Treffgenauigkeit, setzen aber technisches Know-how bei der Konfiguration voraus.
Auch die unterschiedlichen Strategien zur Erkennung von Schwachstellen spielen eine Rolle. Burp Suite kombiniert mehrere Heuristiken, die unter anderem Code-Muster, Parameter und das Verhalten der Webanwendung untersuchen. ZAP führt ähnliche Prüfungen durch, stützt sich aber stark auf Community-Plugins, um konstant neue Angriffe und Payloads zu entdecken. Dadurch können ZAP-Nutzer spezifische Testszenarien abdecken, die sehr spitz auf bestimmte Frameworks oder Plattformen optimiert sind.
Sowohl Burp Suite als auch ZAP sind keine Allheilmittel. In manchen Fällen ist ein hohes Maß an manueller Analyse unerlässlich, vor allem bei komplexen Anwendungen. Daher empfiehlt es sich, beide Tools immer mit gesundem Menschenverstand und weiterführenden Testmethoden zu nutzen, beispielsweise Code-Reviews oder manuelle Fuzzing-Angriffe. So entsteht ein Rundum-Blick auf die Anwendungssicherheit.
Gegenüberstellung der Funktionsbereiche
Um die wichtigsten Eigenschaften der beiden Tools auf einen Blick zu vergleichen, hilft folgende Tabelle weiter:
Feature | Burp Suite (Pro) | OWASP ZAP |
---|---|---|
Lizenzmodell | Kostenpflichtig (ab 449 €/Jahr) | Open Source (kostenlos) |
Automatisierte Scans | Ja, in Pro-Version | Ja, voll integrierbar |
CI/CD-Kompatibilität | Enterprise-Version notwendig | Standardmäßig vorhanden |
Erweiterbarkeit | Begrenzt durch Plugin-Store | Vielfältig, GitHub-Skripte, Add-ons |
Userfreundlichkeit | Besser für Experten | Besser für Anfänger |

Erweiterungen und Community-Support
Ein Pluspunkt bei OWASP ZAP ist die Plugin-Vielfalt: Wer spezielle Funktionen benötigt, greift auf den ZAP Marketplace zu. Über 100 Add-ons erweitern die Basisfunktionen – von Token Injection bis zur Integration künstlicher Intelligenz. Viele davon sind Community-entwickelt, praxisnah und aktiv gepflegt.
Burp Suite erlaubt Erweiterungen durch sogenannte BApps. Diese müssen allerdings vom Anbieter geprüft und freigegeben werden. Wer tiefgehende Anpassungen möchte, kommt selten um selbstgeschriebene Erweiterungen herum – was mehr Fachwissen erfordert.
Das Engagement in der Community trägt maßgeblich zur Weiterentwicklung beider Tools bei. Gerade bei ZAP finden sich zahlreiche Foren, Slack-Kanäle oder GitHub-Issues, in denen Fragen diskutiert und Lösungsansätze ausgetauscht werden. Bei Burp Suite hingegen erhalten Nutzer neben dem Community-Austausch auch einen oftmals professionellen Support durch den Hersteller, sofern eine passende Lizenz gebucht wurde. Dieser professionelle Support kann in zeitkritischen Projekten ein großer Vorteil sein, wenn man auf schnelle Rückmeldungen angewiesen ist.
Scannen in Scale: Performance und Skalierbarkeit
Große Unternehmen profitieren bei Burp Suite von der Enterprise-Variante: Sie ist zur parallelen Durchführung von Scans in großen Applikationslandschaften gedacht. Die Verwaltung läuft serverbasiert, inklusive Planungs- und Reportingfunktionen. Das erlaubt Teams, Sicherheitsprüfung teamübergreifend zu integrieren.
ZAP lässt sich durch dezentrale Agents ebenfalls skalieren. Allerdings fehlen out-of-the-box Funktionen für umfassendes Reporting oder mandantenfähige Zentralverwaltung. Hier erfordert es Anpassung durch Automatisierung und Skripting.
Durch die Agent-basierten Architekturen lassen sich bei ZAP im Prinzip beliebig viele Scanner verteilen. Wer mit Docker-Containern und orchestrierten Cloud-Umgebungen arbeitet, kann sich einen großen Pool an ZAP-Instanzen aufbauen, die parallel Tests gegen verschiedene Applikationen fahren. Mit steigender Komplexität erhöht sich jedoch der Konfigurationsaufwand, den man bei einer kommerziellen Enterprise-Lösung wie Burp Suite oft reduziert findet.
Nicht zu unterschätzen ist zudem die Bandbreite an Ressourcen, die Scans für große Anwendungen beanspruchen können. Es empfiehlt sich, die Scanprozesse möglichst so zu planen, dass sie außerhalb der Stoßzeiten oder in dedizierten Testumgebungen laufen. So lassen sich Lastspitzen und störende Performance-Einbrüche in der Produktionsumgebung vermeiden.

Preis-Leistungs-Betrachtung
Positiv fällt auf, dass OWASP ZAP trotz Nullkosten mit Funktionen überzeugt, die in der Burp Suite Geld kosten. Gerade für Entwickler oder Bildungseinrichtungen ist das ein starkes Argument. Auch regelmäßige Feature-Updates erfolgen durch Freiwillige relativ verlässlich.
Burp Suite rechtfertigt ihren Preis mit erweiterten Sicherheitsmodulen, Reporting-Funktionen und regelmäßigen Sicherheitsupdates. In professionellen Pentests wird sie daher oft bevorzugt – unabhängig von den Lizenzkosten.
Die Kostenfrage stellt sich besonders in langfristigen Projekten. Wer mehrere Jahre kontinuierlich Sicherheitschecks durchführt, profitiert bei Burp Suite eventuell von stabilen Release-Zyklen, ausführlicher Dokumentation und fest kalkulierbaren Budgets für Lizenzen. ZAP bietet auch in diesem Bereich Kostenvorteile, schafft aber nur dank eigenem Engagement und guten Kenntnissen in Skripting eine vergleichbare Tiefe. Letztlich ist es eine Abwägung zwischen Zeitaufwand, Lernkurve und finanziellen Mitteln. In kleinen oder wachsenden Teams überwiegen oft die Vorteile einer kostenlosen Lösung. Hingegen profitieren große Unternehmen mit festen Pentest-Teams eher von der Konsistenz kommerzieller Anbieter und ihren zusätzlichen Services.

Finale Bewertung aus Anwendersicht
Hinsichtlich Funktionstiefe, Erweiterungen und Zusammenarbeit mit großen Tools gewinnt Burp Suite im High-End-Segment. Ihr strukturierter Ansatz mit zentralem Datenhandling ist effizient für erfahrene Analysten, die täglich mit Schwachstellen arbeiten.
Ich empfehle OWASP ZAP für all jene, die schnelle Ergebnisse bei geringem Aufwand erzielen möchten – etwa Entwicklerteams, die Security in ihre Entwicklerpipelines einbetten wollen. Durch seine Offenheit wächst es mit den Anforderungen mit – auch wenn die Tiefe leicht hinter Burp zurückbleibt.
Darüber hinaus sollten Teams vorab klären, welche Projekttypen und Testscope sie regelmäßig bearbeiten. Wer häufig sehr spezielle oder hochdynamische Applikationen prüfen muss, schöpft mit Burp Suite ggf. mehr Potenzial aus. Für wiederkehrende Standardanwendungen, bei denen vorrangig gängige Schwachstellen erfasst werden sollen, kann ZAP einen ebenso guten Job machen – bei deutlich geringeren Kosten.

Best Practices in DevSecOps-Umgebungen
Immer mehr Unternehmen praktizieren DevSecOps, also die frühe Integration von Sicherheitstests in den Entwicklungsprozess. Beide Tools fügen sich hier gut ein, jeweils mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen. ZAP punktet durch seine offene Architektur und Skriptbarkeit. In CI/CD-Pipelines lässt sich ZAP nahezu beliebig ansteuern – zum Beispiel über Shell-Skripte, Docker-Container oder APIs.
Burp Suite bietet eine eigene Enterprise-Lösung, mit der automatische Scans in größerem Umfang durchgeführt werden können. Diese Option wiederum ist lizenzpflichtig und erfordert eine genauere Planung der Infrastruktur. Zusätzlich ist wichtig, dass die generierten Reports von Teams verstanden und zeitnah ausgewertet werden. Hier helfen Tools zur automatischen Ticket-Erstellung oder Dashboards, die sich in Monitoring-Lösungen einklinken. Durch diese reibungslose Integration wird sichergestellt, dass Sicherheitslücken nicht übersehen werden.
In agilen Projekten, in denen zahlreiche Deployments pro Tag oder Woche stattfinden, lohnt sich deshalb eine Kombination. Der ununterbrochene Ablauf kann so aussehen: ZAP wird für die raschen, automatisierten Scans in den Pipelines genutzt; Burp Suite eignet sich für tiefergehende Audits, bei denen Sicherheitsexperten gezielt bestimmte Schwachstellen nachverfolgen wollen. Solche ergänzenden Workflows heben besonders kritische Lücken auf, die reine Automatisierungsprozesse eventuell nicht sauber erkennen.
Security-Checks in agilen Teams: Agile Threat Model
Abseits klassischer Testing-Prozesse setzen viele Organisationen heute auf ein kontinuierliches Threat Model, das im Sprint oder im Planungsmeeting kurz Aktualisierungen der Sicherheitsanforderungen bespricht. Beide Tools profitieren davon, wenn das Entwicklungsteam bereits weiß, welche Komponenten der Anwendung besonders kritisch sind. So kann der Sicherheits-Check in ZAP oder Burp Suite gezielt priorisiert werden.
Auch die Dokumentation gehört hier dazu. In agilen Teams wird häufig in Tickets oder auf digitalen Boards gearbeitet. Sind die Security-Testergebnisse automatisch mit dem jeweiligen Ticket verknüpft, spart dies viel Zeit. Zusätzlich wird die Nachverfolgung von Schwachstellen vereinfacht, wenn man genau weiß, wer für welche Komponente zuständig ist. Sowohl Burp als auch ZAP erzeugen maschinenlesbare Reports, die sich in Bug-Tracker importieren lassen, was die Prozessautomatisierung noch weiter vereinfacht.
Integration fortgeschrittener Analysemethoden
Wer tiefer in die Materie einsteigen möchte, kann beide Tools mit eigenen Skripten oder externen Modulen erweitern. In Burp Suite übernimmt dies oft eine zentrale Plugin-Schnittstelle, die zwar beschränkt, aber für die meisten Anforderungen ausreichend ist. Bei ZAP steht die Skript-Engine offen, um eigene Checks zu implementieren oder vorhandene Plugins zu modifizieren.
Auf diese Weise lassen sich fortgeschrittene Techniken wie Machine Learning zur Erkennung verdächtiger Verhaltensmuster einbinden. Die Community hat bereits erste Add-ons entwickelt, die potenziell gefährliche Payloads prognostizieren, indem sie den Datenverkehr auf auffällige Anomalien untersuchen. Zwar sind diese Techniken noch im Anfangsstadium und teilweise experimentell, jedoch zeigen sie eindrucksvoll, welche zukünftigen Einsatzszenarien denkbar sind.
Nicht zu vergessen ist das Thema API-Security. Mit dem Siegeszug von Microservices und verteilten Applikationen rücken APIs in den Fokus. Sowohl Burp als auch ZAP bieten spezifische Scanprofile und Erweiterungen, um SOAP, REST oder GraphQL-Schnittstellen zu prüfen. Für Teams, die intensiv mit APIs arbeiten, kann dies ein ausschlaggebendes Kriterium sein, wenn sie zwischen den beiden Tools wählen.
Zusammenfassung: Zwei Tools – zwei Strategien
Ob Burp Suite oder OWASP ZAP – beide erfüllen ihren Zweck, aber folgen unterschiedlichen Philosophien. Burp punktet mit professionellen Tools für umfassende Tests, ZAP bietet Freiheit durch Open-Source und modulare Anpassung. Wer bereits Erfahrung in Web Security mitbringt und gezielte Angriffe simulieren will, greift eher zu Burp. Für CI/CD-Umgebungen, Entwicklerteams oder Budget-geschulte Projekte bietet ZAP einen effizienten Einstieg.
Beide Tools entwickeln sich weiter und reagieren auf neue Sicherheitstrends. Daher lohnt es sich für jede Organisation, beide regelmäßig zu evaluieren und gegebenenfalls sogar zu kombinieren.