Docker Compose vs. Docker Swarm: Multi-Container-Orchestrierung im Vergleich

Docker Orchestrierung ist ein entscheidender Bestandteil moderner Softwarearchitektur – besonders, wenn mehrere Container-Services stabil, erweiterbar und koordiniert betrieben werden sollen. Docker Compose und Docker Swarm sind zwei beliebte Werkzeuge zur Container-Verwaltung, unterscheiden sich jedoch in Einsatzzweck und Funktionsumfang deutlich.

Zentrale Punkte

  • Docker Compose eignet sich für lokale Entwicklung und CI/CD-Prozesse.
  • Docker Swarm ist für produktionsreife, hochverfügbare Anwendungen konzipiert.
  • Beide Tools nutzen YAML-Dateien zur Service-Beschreibung.
  • Skalierung ist bei Compose auf einen Host, bei Swarm auf Cluster verteilt möglich.
  • Swarm bringt automatisches Load Balancing und Failover mit.

Was ist Docker Compose?

Docker Compose ist das optimale Werkzeug für Entwickler, die lokal mit mehreren Containern arbeiten möchten. In einer docker-compose.yml-Datei lassen sich alle Dienste mit Netzwerken, Volumes und Umgebungsvariablen definieren. Ein einfaches docker compose up reicht aus, um die gesamte Anwendungsumgebung zu starten. Änderungen an einzelnen Services können direkt übernommen und getestet werden, was den iterativen Entwicklungsprozess beschleunigt.

Dieser Ansatz spart Zeit, verbessert die Team-Kollaboration und macht es einfach, Projektumgebungen zu teilen oder in bestehende Entwicklungsumgebungen einzubinden. Für lokale CI/CD-Prozesse oder Testsysteme ist Compose damit hervorragend geeignet.

Wann ist Docker Swarm sinnvoll?

Swarm orchestriert Container nicht nur lokal, sondern über mehrere Hosts hinweg. Ein Swarm-Cluster besteht aus mindestens einem Manager und mehreren Worker Nodes. Diese Struktur erlaubt den Betrieb hochverfügbarer, verteilter Systeme. Die Verwaltung erfolgt über bekannte Docker-Kommandos und bleibt dadurch einsteigerfreundlich – trotz des erweiterten Funktionsumfangs.

Swarm bietet DNS-basierte Service-Discovery, rollierende Updates und automatisches Failover: Wenn ein Node ausfällt, werden seine Container auf andere Nodes verteilt. Dies senkt Ausfallzeiten spürbar. Für Unternehmen mit mehreren Servern und Bedarf an Lastverteilung bietet Swarm eine skalierbare Orchestrierungslösung.

Direkter Vergleich der beiden Tools

Die folgende Tabelle stellt die zentralen Unterschiede zwischen Docker Compose und Swarm gegenüber:

Feature Docker Compose Docker Swarm
Einsatzgebiet Einzel-Host, Entwicklung Multi-Host, Produktion
Skalierung Nur lokal Dynamisch über Cluster
Verfügbarkeit Keine Ausfallsicherheit Automatisches Failover
Load Balancing Extern nötig Integriert
Service Updates Manuell Rolling & Rollback möglich

Security-Funktionen im Überblick

Docker Compose nutzt die üblichen Docker-Sicherheitsmechanismen – wie Benutzerrechte und Netzwerkisolation. Docker Swarm erweitert dies um verschlüsselte Kommunikation innerhalb des Clusters und eine granulare Rechtevergabe via Role-Based Access Control (RBAC). Dadurch eignet sich Swarm oft besser für produktive Umgebungen, insbesondere im Zusammenspiel mit sensiblen Daten oder in regulierten IT-Landschaften.

Wer zum Beispiel mit Containern und Isolationsmechanismen wie chroot arbeitet, findet bei Swarm zusätzliche Sicherheitsebenen – insbesondere dann, wenn mehrere Teams oder externe Systeme Zugriff erhalten sollen.

Typische Workflows für Compose und Swarm

Ein gängiger Workflow besteht daraus, die Applikation zunächst mit Docker Compose lokal zu modellieren und zu testen. Hier können alle Services isoliert entwickelt werden: etwa ein Frontend-Container, ein Backend-Service, Datenbank-Container und Caching-Dienste. Für diesen Zweck ist Compose schnell eingerichtet und gut erweiterbar.

Sobald das Setup bereit für den Produktiveinsatz ist, lässt es sich mithilfe von docker stack deploy im Swarm betreiben. Die Services werden im Cluster automatisch verteilt und können je nach Auslastung skaliert werden. Swarm kümmert sich darum, dass die gewünschte Anzahl an Service-Instanzen stets verfügbar ist. Änderungen lassen sich im laufenden Betrieb als Rolling Updates ausrollen.

Grenzen und Kombination der Tools

Während Compose sich auf lokalen Entwicklungslauf beschränkt, glänzt Swarm durch Cluster-Fähigkeit. Swarm ist aber nicht in allen IT-Landschaften nötig: Besonders bei einfachen, containerisierten Anwendungen kann Compose auch langfristig reichen – etwa für Einzelinstanzen, Konsolen-Apps oder Testumgebungen.

Ich nutze Compose regelmäßig als „Blaupause“ für den späteren Swarm-Einsatz. Sobald die Definition steht, lässt sie sich nahezu 1:1 als Stack-Datei zu Swarm migrieren. Dieser Ansatz spart Einarbeitungszeit und sorgt für konsistente Konfigurationen auf allen Umgebungen – lokal, Test, Stage, Produktion.

Best Practices für produktive Setups

Ein paar bewährte Vorgehensweisen erleichtern die Arbeit mit Docker Compose und Swarm erheblich. Ich empfehle, alle Services und Netzwerke übersichtlich in YAML-Dateien zu dokumentieren. Jedes Teammitglied sollte anhand der Datei das komplette Setup verstehen und starten können.

Für Swarm gilt: mindestens drei Manager-Nodes einplanen. Dies erhöht die Widerstandsfähigkeit gegen Ausfälle. Zudem lassen sich Services per Rolling Update aktualisieren – ideal, um Downtimes zu minimieren. Wer Container-Setups mit Cloudlösungen oder serverlosen Architekturen vergleicht, wird schnell feststellen: Mit Compose und Swarm lassen sich stabile Übergänge und Hybrid-Workloads realisieren.

Erweiterte Einsatzoptionen und Praxistipps

Selbst bei kleineren Projekten lohnt sich ein genauer Blick auf die möglichen Anpassungen in docker-compose.yml und den Swarm-Stacks. Oft geht es nicht nur darum, Container zu starten, sondern auch um den gezielten Umgang mit Volumes und Secrets. Insbesondere im produktiven Umfeld greifen viele Nutzer auf Docker Secrets zurück, um sensible Informationen wie Passwörter, API-Keys oder SSL-Zertifikate sicher zu hinterlegen. Bei Docker Compose können diese sensiblen Daten als Umgebungsvariablen verwaltet werden, während Swarm einen integrierten Mechanismus bietet, der die Secrets verschlüsselt im Cluster vorhält.

Hilfreich ist es, bereits bei der lokalen Entwicklung konsequent darauf zu achten, keine sensiblen Daten in Git-Repositories zu pushen. Stattdessen lassen sich Platzhalter oder Dummy-Werte nutzen und echte Zugangsdaten erst zur Laufzeit als Environment-Variablen injizieren. Wer den nächsten Schritt Richtung Swarm macht, kann diese Herangehensweise beibehalten und zusätzlich auf den integrierten Secret-Management-Workflow setzen. Dadurch entsteht eine durchgängige Sicherheits- und Deployment-Strategie vom lokalen Laptop bis hin zum Multi-Host-Cluster.

Eine weitere häufig unterschätzte Komponente betrifft die Netzwerkstrukturen in Compose und Swarm. Compose legt standardmäßig ein Netz für die definierten Container an, sodass Services sich untereinander per Containername erreichen können. In Swarm hingegen wird auf Overlay-Netzwerke gesetzt, um Dienste über mehrere Nodes hinweg zu verbinden. Dadurch kommen im Swarm-Setup automatisch Funktionen wie DNS-basierte Service-Discovery oder interne Load-Balancing-Mechanismen zum Tragen. Wichtig ist, Netzwerknamen und -grenzen konsistent zu halten, damit sich Services problemlos finden. Ein Ausfall einer Node stellt im Swarm kein Problem dar, weil das Overlay-Netzwerk weiterhin funktionsfähig bleibt und neue Container-Instanzen einfach auf andere Nodes verschoben werden.

Auch das Thema Monitoring und Logging gewinnt spätestens im produktiven Einsatz immer mehr an Bedeutung. Während man bei Docker Compose häufig auf lokale Logs und Konsolen-Outputs setzt, um den Zustand der Services zu prüfen, rückt bei Docker Swarm das Zusammenspiel mit Tools wie Prometheus, Grafana oder ELK (Elasticsearch, Logstash, Kibana) in den Vordergrund. Hier ist es üblich, die Container-Logs zentral zu sammeln, zu aggregieren und auszuwerten. Auf diese Weise behalten DevOps-Teams jederzeit den Überblick über die Zustände der Cluster und können bei Störungen schneller reagieren.

Wer mehr Kontrolle über die Ressourcenzuteilung in einem Swarm-Cluster wünscht, kann über Constraints und Labels festlegen, welche Services auf welchen Nodes laufen dürfen. Ein Beispiel wäre das Labeln einer Node als „High-Memory“ für speicherintensive Anwendungen. Beim Deployment kann der Service dann angeben, dass er ausschließlich auf Nodes mit diesem Label ausgeführt wird. Auf ähnliche Weise lassen sich Storage-Engines oder bestimmte Hardwarebeschleunigungen (z. B. GPUs) in den Deployment-Prozess integrieren. Compose kennt zwar ebenfalls Ressourcenlimitierungen über deploy-Konfigurationen, doch entfaltet sich der volle Nutzen dieser Funktionen erst in einem Swarm-Cluster, wo mehrere Nodes wirklich genutzt werden.

In vielen Teams kommt zudem die Frage nach lokaler Entwicklung vs. Integrationstests auf. Compose ermöglicht einen schnellen Start von Services, sodass Entwickler die Anwendungslogik isoliert prüfen können. Doch sobald mehrteilig integrierte Tests ausgeführt werden müssen – etwa ein Frontend, das auf ein Backend zugreift, das wiederum eine Datenbank nutzt –, lohnt es sich, diese Tests ebenfalls auf einem Swarm-Cluster laufen zu lassen. So kann man Ausfallszenarien, Node-Wechsel und das Zusammenspiel mit dem internen Swarm-Load-Balancer realitätsnah erproben. Hierfür lässt sich ein dediziertes Test-Swarm-Cluster in einer VM- oder Cloud-Umgebung betreiben.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Automatisierung. Bei Docker Compose werden wiederkehrende Abläufe häufig mit Skripten und CI/CD-Pipelines orchestriert. Das kann bedeuten, dass bei jedem Push ins Repository ein neuer Build durchgeführt und anschließend docker compose up --build ausgeführt wird. Für Swarm wiederum lassen sich komplexere Automatisierungsszenarien realisieren, etwa wenn mehrere Container in verschiedenen Versionen getestet werden und nur die stabilste Version in den produktiven Service-Stack überführt wird. Dies geschieht meistens in Verbindung mit GitOps-Strategien, bei denen sich die Swarm-Stacks über deklarative YAML-Dateien verwalten und versionieren lassen.

Viele Nutzer fragen sich auch, wie Docker Compose und Swarm im Vergleich zu Kubernetes dastehen. Tatsächlich hat Kubernetes einen noch breiteren Funktionsumfang und ist in großen IT-Landschaften weit verbreitet. Allerdings ist Swarm deutlich einsteigerfreundlicher und zudem nahtlos in das Docker-Ökosystem integriert. Wer bereits Docker Compose beherrscht, findet sich bei Swarm sehr schnell zurecht; Kubernetes hingegen erfordert ein tiefergehendes Verständnis zahlreicher Konzepte wie Pods, Deployments, Services und Ingress-Controllern. Insbesondere bei Projekten mittlerer Größe bietet Swarm daher ein gutes Verhältnis aus Funktionsumfang und Komplexität.

Ein weiterer Vorteil von Docker Swarm gegenüber Kubernetes ist die schlanke Konfiguration: Wenn ein kleines bis mittleres Team ohne dediziertes SRE- oder DevOps-Personal arbeitet, ist Swarm oft schneller aufgesetzt und leichter zu administrieren. In vielen Fällen lässt sich ein Swarm-Cluster binnen Minuten installieren und per docker node– und docker service-Befehlen verwalten. Damit bleibt man in derselben Befehlswelt, die schon bei Docker Compose genutzt wird, was die Lernkurve deutlich reduziert. Wer dennoch zeitnah auf Kubernetes wechseln will, kann das Docker-Swarm-Know-how als solides Fundament nutzen, um Orchestrierungskonzepte im Allgemeinen zu verstehen.

Zuletzt sollte man auch auf Data Persistence und Backups achten. Persistente Volumes lassen sich in Compose und Swarm gleichermaßen definieren. Wichtig ist, dass man weiß, wo genau die Daten liegen – ob lokal auf einer Node oder in einem Shared Storage über NFS oder ein Cloud-Volume. In Swarm-Setups lohnt es sich, zentrale Speicherlösungen zu konfigurieren, damit beim Ausfall einer Node keine Daten verloren gehen. Compose-Anwender hingegen haben es mit nur einem Host in der Regel leichter, sollten aber trotzdem regelmäßig Backups ihrer Volume-Daten anfertigen, um im Notfall rasch wiederherstellen zu können.

Langfristig betrachtet, ist der attraktive Vorteil, dass Compose-Definitionen ganz einfach in Swarm genutzt werden können. Viele der in Compose erstellten YML-Dateien lassen sich mit minimalen Anpassungen über docker stack deploy ins Swarm-Cluster bringen. Damit wächst ein Projekt organisch: Zuerst lokal entwickeln und testen, später in ein eigenes Cluster verschieben und skalieren. Wer sich an diesen Best Practices orientiert, wird schnell feststellen, dass Docker Compose und Swarm sowohl einzeln als auch im Duo eine robuste Basis für moderne Container-Orchestrierung bilden.

Welche Orchestrierung passt am besten?

Meine Empfehlung: Nutze Docker Compose, wenn du lokal arbeitest oder schnell kleine Prototypen aufbaust. Sobald du Lastverteilung, Ausfallsicherheit und dynamische Skalierung brauchst, ist Docker Swarm die bessere Wahl. Beide Tools ergänzen sich ideal und lassen sich nahtlos kombinieren.

So sparst du dir den frühen Sprung zu Kubernetes, ohne auf wichtige Orchestrierungsfunktionen verzichten zu müssen. Compose hilft dir beim Entwurf, Swarm bei der Ausführung – und beides gemeinsam macht Container-Infrastruktur effizienter und langlebiger. Wenn du deine Abläufe skalierbarer gestalten willst, bringt dich der gemeinsame Einsatz dieser beiden Tools schnell und sicher zum Ziel.

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