Helm Charts vs. Kustomize Overlays: Ein Vergleich für moderne Kubernetes-Konfiguration

Helm Charts und Kustomize Overlays sind zentrale Werkzeuge, die DevOps-Teams bei der Verwaltung von Kubernetes-Deployments unterstützen. Der Vergleich Helm Kustomize zeigt, dass beide Tools effektive, aber unterschiedlich strukturierte Ansätze verfolgen, um Skalierbarkeit, Wartbarkeit und Anpassbarkeit in Kubernetes-Projekten sicherzustellen.

Zentrale Punkte

  • Helm Charts bündeln Anwendungen als installierbare Pakete mit Templating.
  • Kustomize nutzt deklarative Overlays und Patches, um Konfigurationen anzupassen.
  • Flexibilität wird bei Kustomize durch Environment-spezifische Erweiterungen erreicht.
  • Wiederverwendbarkeit ist die große Stärke der modular aufgebauten Helm Charts.
  • Komplexitätsmanagement erfolgt bei Kustomize einfacher ohne Templates.

Helm Charts: Der Kubernetes-Paketmanager im Überblick

Helm Charts bieten einen klar strukturierten Mechanismus, um Kubernetes-Ressourcen in einem Installationspaket zu bündeln. Durch leistungsfähiges YAML-Templating lassen sich dynamische Werte, Umgebungsunterschiede und Abhängigkeiten flexibel integrieren. Das erleichtert Deployments erheblich, da alle benötigten Komponenten zusammen ausgeliefert und aktualisiert werden können. Gerade bei der Verwaltung von Microservices reduziert Helm so den Aufwand. Helm verfügt außerdem über ein Repository-System, über das Charts geteilt und zentral gepflegt werden können.

Einzelne Helm-Komponenten:

  • Charts: Pakete bestehend aus Konfigurationen und Templates.
  • Repositorys: Zentrale Speicherorte für öffentlich oder privat verfügbare Charts.
  • Templating Engine: Integration von Variablen, Schleifen und Verzweigungen.

Kustomize: Deklarative Konfigurationsanpassung leicht gemacht

Kustomize verfolgt eine deklarative Philosophie und verzichtet komplett auf Templating. Stattdessen arbeiten Nutzer mit Basisressourcen, die für unterschiedliche Umgebungen gezielt verändert werden. Diese Anpassungen erfolgen durch sogenannte Overlays, die Patches oder Konfigurationsänderungen enthalten. So wird jede YAML-Datei verständlich, lesbar und direkt ausführbar – ganz ohne Helm-typisches Rendern vor der Anwendung.

Ein besonderer Vorteil von Kustomize liegt in der besseren Trennung zwischen Basis und Umgebungs-spezifischen Modifikationen. Wer beispielsweise ein Deployment für Entwicklung, Staging und Produktion benötigt, spart mit sauberen Overlays viel Verwaltungsaufwand.

Erweiterte Einsatzszenarien für Helm und Kustomize

In komplexen Infrastrukturen kann es vorkommen, dass nicht nur einfache Deployments, sondern eine Vielzahl miteinander verzahnter Microservices verwaltet werden müssen. In diesen Fällen ist es wichtig, klare Strukturen und Rollout-Strategien zu etablieren. Während Helm Charts die Möglichkeit bieten, Abhängigkeiten zwischen unterschiedlichen Services direkt in der Chart.yaml oder requirements.yaml zu definieren, ermöglicht Kustomize eine noch granularere Handhabung einzelner YAML-Dateien für spezifische Rechenzentren oder Cloud-Anbieter.

Besonders wenn mehrere Teams parallel an demselben Kubernetes-Cluster arbeiten, kann es hilfreich sein, ein gemeinsames Repo für Basis-Charts aufzusetzen. Hier liegen zentrale Services und gemeinsame Abhängigkeiten wie Datenbanken oder Netzwerkkomponenten, die von allen Anwendungen genutzt werden. Kustomize kann anschließend auf diese Basis-Charts zugreifen und spezifische Anpassungen pro Team oder Umgebung vornehmen. Dadurch reduziert sich die Chance auf Versionskonflikte, weil jede Gruppe klar definierte Overlays nutzt, um ihre eigenen Deployments so zu verändern, wie es ihre Anwendungsfälle erfordern.

Weiterhin ist es bei der Nutzung von Helm in komplexen Umgebungen üblich, sogenannte Sub-Charts einzubinden. Dabei verhält sich jeder Sub-Chart wie eine eigenständige Anwendung, die auf die Variablen und Parameter des Haupt-Charts zurückgreifen kann. Wer hingegen die deklarative Variante von Kustomize schätzt, kann ähnliche Effekte erzielen, indem man mehrere Basisordner anlegt, die jeweils einen Teil der Anwendung repräsentieren, und diese durch unterschiedliche Overlays anreichert.

Helm vs. Kustomize: Unterschiede auf einen Blick

Merkmal Helm Charts Kustomize
Ansatz Templating mit Variablen und Bedingungen Deklaratives Patching von Ressourcen
Verwendung Paketierung kompletter Anwendungen Anpassung bestehender Manifest-Dateien
Komplexe Deployments Sehr gut geeignet durch modulare Charts Gut geeignet für Umgebungsabhängigkeiten
Abhängigkeiten Integrierte Verwaltung via Requirements.yaml Manuelle Pflege von Ressourcenverweisen
Lernkurve Mittel durch Templating-Komplexität Flach durch reine YAML-Struktur

Wann Helm Charts besser geeignet sind

Helm Charts sind die richtige Wahl, wenn komplette, versionierte Releases erforderlich sind. Besonders bei Anwendungen mit mehreren Services und vielen Infrastrukturabhängigkeiten spielt Helm seine Stärke aus. Packaged Releases können leicht verteilt und im Falle eines Problems wiederhergestellt werden.

Auch Integrationen mit CI/CD-Pipelines oder GitOps-Workflows sind bei Verwendung von Helm reibungslos umsetzbar, da Helm einen durchgängigen Workflow für Updates und Rollbacks bereitstellt. Variantenmanagement über Values-Files erlaubt außerdem eine flexible Anpassung im laufenden Betrieb.

GitOps und die Rolle von Helm und Kustomize

In vielen modernen Software-Projekten hat sich GitOps als zentrale Deployment-Strategie etabliert. Dazu werden alle Konfigurationen in einem Git-Repository gespeichert, welches den „Single Point of Truth“ darstellt. Jegliche Änderungen an der Infrastruktur werden als Code beschrieben und durch Pull Requests und automatische Tests abgesichert. Anschließend sorgt ein Tool wie Argo CD oder Flux dafür, dass die gewünschten Zustände ins Cluster gebracht werden.

Hier spielen Helm und Kustomize oft eine zentrale Rolle. Helm-Charts werden mit dem Versionsstand im Git-Repository verankert und können bei Bedarf in verschiedene Umgebungen ausgerollt werden. Kustomize Overlays übernehmen die feingranulare Anpassung: Wenn beispielsweise ein bestimmtes Feature nur in der Produktionsumgebung aktiviert werden soll, kann das in einem Overlay abgebildet werden – ohne die Basis-Deployment-Konfiguration zu verändern. So entsteht eine saubere Trennung zwischen Basisressourcen und auf den jeweiligen Kontext zugeschnittenen Anpassungen. In GitOps-Umgebungen leistet das eine hohe Nachvollziehbarkeit und minimiert das Risiko unerwarteter Konfigurationsfehler.

Wann Kustomize die bessere Wahl ist

Kustomize punktet überall dort, wo maximale Transparenz über die genauen Kubernetes-Ressourcen gewünscht ist. Da Kustomize vollständig YAML-basiert arbeitet, existieren keine versteckten Abstraktionen oder Templates. Das vereinfacht das Debugging bei Deployment-Problemen signifikant.

Umgebungswechsel – etwa von Entwicklung zu Produktion – gelingen durch Overlays sehr zielgerichtet. Einzelne Patches reichen aus, um Deployments exakt anzupassen, ohne gesamte Manifestsammlungen duplizieren zu müssen.

Helm und Kustomize kombinieren: Geht das?

Ja, und es lohnt sich: Viele Teams verwenden eine Kombination beider Tools. Beispielsweise kann ich Helm-Charts für die Paketierung großer Applikationen nutzen und diese anschließend mit Kustomize für unterschiedliche Umgebungen feinjustieren. Das reduziert Abhängigkeiten von Helm-Templates bei Konfigurationsanpassungen erheblich.

Ein typisches Setup:

  • Helm Package erstellt die Grundstruktur
  • Kustomize Overlays verändern nur bestimmte Parameter für verschiedene Cluster

Diese hybride Strategie bietet die Vorteile beider Welten: installierbare Pakete und deklaratives Feintuning.

Best Practices für die Kombination von Helm und Kustomize

Wer sich für einen hybriden Ansatz entscheidet, sollte von Anfang an klare Strukturen in der Versionsverwaltung schaffen. Ein gängiges Muster ist es, jedes Projekt in zwei Repositories aufzuteilen: eines mit den helm-spezifischen Charts und ein separates mit den overlayspezifischen Anpassungen. Dadurch vermeidet man, dass die sehr generischen Helm-Dateien mit organisationseigenen Patch-Definitionen vermischt werden. Das erleichtert das Onboarding für neue Teammitglieder und sorgt dafür, dass Abhängigkeiten im Helm-Chart sauber getrennt von Kustomize-spezifischen Overlays bleiben.

Ebenfalls hilfreich ist das Einführen von Namenskonventionen für die verschiedenen Overlays. Beispielsweise kann man Ordner wie overlays/dev, overlays/staging und overlays/prod anlegen, um klar zu strukturieren, in welcher Umgebung man sich gerade befindet. Beim Build-Prozess oder dem Ausrollen über ein CI/CD-Tool wird dann lediglich das entsprechende Overlay ausgewählt und gegen das Helm-Chart gerendert oder angewendet.

Darüber hinaus sollten Unternehmen bei der Kombination beider Tools auf solide Tests setzen. Das bedeutet, dass sowohl unit tests für Templating (bspw. mit Helm-Tests) als auch Integrationstests für die abgeschlossenen Overlays unter Kustomize existieren. Durch automatisierte Pipelines, die bei jedem Commit angestoßen werden, ist so sichergestellt, dass Fehler frühzeitig erkannt werden und nicht erst im Produktivsystem auftreten.

Herausforderungen und Stolpersteine

Wer Helm oder Kustomize einsetzt, muss organisatorisch gut planen. Helm Charts können bei zu viel Parameterisierung schnell schwer verständlich werden. Bei Kustomize besteht die Gefahr, durch Überlagerung von Overlays Inkonsistenzen zu erzeugen.

Ein strukturierter Aufbau aller Ressourcenverzeichnisse und eine disziplinierte Versionsverwaltung sind daher entscheidend. Ich empfehle frühzeitig automatisierte Tests für Deployments einzuführen, um Konfigurationsfehler schnell zu entdecken.

Sicherheitsaspekte und Governance

Bei Kubernetes-Deployments geht es nicht nur um die reine Bereitstellung von Ressourcen, sondern auch um Zugriffsrechte, sensible Daten (Secrets) und Policies, die das sichere Betreiben eines Clusters gewährleisten. Sowohl Helm als auch Kustomize sollten deshalb in einen umfassenden Security- und Governance-Prozess eingebettet sein.

Helm unterstützt beispielsweise Helm-Secrets-Plugins, die sensible Variablen verschlüsselt oder in externen Secret-Management-Lösungen wie HashiCorp Vault speichern können. Kustomize hingegen ermöglicht die Deklaration von Secrets direkt in den Overlays, wobei man darauf achten muss, diese nicht versehentlich im Klartext im Code-Repository abzulegen. Für erhöhte Sicherheit empfiehlt sich das Einbinden eines Secret Stores in Kombination mit Kustomize, sodass beispielsweise Parameter in einer verschlüsselten Datei liegen, die Kustomize erst zur Laufzeit entschlüsselt. In jedem Fall sollte man in der Teamdokumentation genau festhalten, wie Secrets gehandhabt werden und welche Policies greifen.

In größeren Organisationen spielt zudem das Thema Rollen und Rechte eine bedeutende Rolle. Wenn Helm verwendet wird, sollte man regeln, wer Änderungen an Charts vornehmen darf und wer im Gegensatz dazu nur Kustomize Overlays pflegen kann. Dies verhindert, dass unabsichtliche Veränderungen an kritischen Komponenten oder Abhängigkeiten auftreten. Eine klare Aufteilung nach Verantwortlichkeiten trägt immens zur Stabilität und Sicherheit der Deployments bei.

Performance-Vergleich: Helm vs. Kustomize

Bezüglich Ausführungsgeschwindigkeit gibt es praktisch keine bedeutsamen Unterschiede. Helm generiert seine Manifeste auf der Client-Seite und sendet sie anschließend an den Kubernetes-API-Server. Kustomize tut dasselbe – jedoch ohne Templating-Phase.

In großen Clustern oder bei umfangreichen Deployments kann das zusätzliche Rendern bei Helm minimal mehr Zeit beanspruchen, ist aber vernachlässigbar. Relevanter ist, wie sauber die Ressourcen aufbereitet sind und wie organisationsintern Veränderungen kontrolliert werden.

Teststrategien und Debugging

Um eine hohe Verlässlichkeit von Deployments zu erreichen, sollte man stringent automatisierte Tests einsetzen. Bei Helm kann man etwa das helm test-Kommando verwenden, um eigene Testsuiten in das Chart zu integrieren. Häufig bestehen diese Tests aus Kubernetes Jobs oder Pods, die bestimmte Funktionen in der Anwendung überprüfen, bevor das Release als „erfolgreich ausgerollt“ gilt.

Für Kustomize wiederum lässt sich eine ähnliche Vorgehensweise realisieren, indem man das gerenderte YAML der Overlays in eine Testumgebung oder einen Sandbox-Namespace deployt. Automatisierte Smoke Tests oder Integrationstests können hier sicherstellen, dass die resultierenden Objekte korrekt funktionieren. Wichtig ist dabei, dass sowohl Helm als auch Kustomize am besten in Continuous-Integration-Pipelines eingebunden werden, sodass bei jedem Commit im Code-Repository unmittelbar ein Testlauf beginnt.

Beim Debugging helfen vor allem zwei Aspekte:

  • Transparente Logs: Sowohl Helm als auch Kustomize arbeiten oft mit Plug-ins und Hooks, deren Ausgaben man genau beobachten sollte.
  • Konsistente Namensgebung: Wenn sich Objekt-Namen ständig ändern, wird das Fehlertracking erschwert. Mit Helm lassen sich Namensmuster oder Suffixe definieren. Kustomize erlaubt via Overlays eine einheitliche Anpassung von metadata.name, wodurch sich eine bessere Nachvollziehbarkeit ergibt.

Zusammengefasst: Helm Charts vs. Kustomize Overlays

Beide Werkzeuge erleichtern den Umgang mit Kubernetes-Konfigurationen erheblich, verfolgen jedoch unterschiedliche Strategien: Helm Charts sind perfekt zur Verwaltung ganzer Applikationspakete geeignet, während Kustomize exzellente Anpassungsmöglichkeiten bei der Konfiguration bietet. Wer auf große Wiederverwendbarkeit setzt, bevorzugt Helm. Wer explizite Klarheit in YAML-Dateien sucht, wählt eher Kustomize.

Am effizientesten arbeite ich in Projekten, wenn ich beide Tools kombiniere: Helm für die Grundstruktur, Kustomize für die Umgebungsspezifikation.

In der Praxis zeigt sich, dass es kein „entweder-oder“ sein muss, sondern vielmehr darum geht, welches Tool an welcher Stelle den größten Mehrwert bietet. Wer viele Abhängigkeiten und Versionierungen hat, findet in Helm Charts den optimalen Paket-Approach. Kustomize ist hingegen dann leistungsstark, wenn punktuelles Patching und klare, deklarative Strukturen im Vordergrund stehen. Spätestens bei größeren Teams und mehreren Umgebungen empfehlen sich automatisierte Deployments mittels GitOps und einer klar dokumentierten Mischung aus Helm und Kustomize. So entsteht eine flexibel erweiterbare, skalierbare und nachvollziehbare Infrastruktur, die sowohl die Vorteile von Helm als auch jene von Kustomize vereint.

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